Vietnam-Kambodscha 2024
Kultur, Kontraste und Begegnung

Einen wunderschönen Oktobermorgen hatten wir uns für unsere Abreise ins ferne Indochina ausgesucht.

Die Anreise zum Flughafen verlief ganz entspannt und die Abläufe am Flughafen waren ohne große Wartezeiten schnell absolviert.

Unter dem Motto: „Wohin Du auch gehst geh mit Deinem ganzen Herzen!“ startete die Gruppe mit einer Boeing 787 der Vietnam Airlines in Richtung Hanoi.

Spruch des Tages:

„Kannst du kein Stern am Himmel sein, so sei eine Lampe im Haus.“

Nachdem die Einreiseformalitäten erledigt waren, nahm uns unser erster Reiseleiter Thran An Vu, genannt „Genosse Vu“, freundlich im öffentlichen Bereich des Flughafens in Empfang.

Trotz der unkomfortablen Nacht ging es gut gelaunt in unser gut gelegenes Hotel „Lenid Tho Nhuom“. Dort konnten wir uns an einem reichhaltigen & deftigen Frühstücksbuffet stärken und manche trauten sich schon an die erste Pho-Suppe heran!

Jetzt wartete der beeindruckende Literaturtempel „Van Mieu“, der über 800 Jahre das Zentrum für konfuzianische Bildung war, auf uns. 300 Studenten wohnten und studierten hier für drei Jahre. Sie mussten die konfuzianischen Klassiker sowie viele weitere offizielle Schriften auswendig lernen. Nur wenige schafften die dreitägige Prüfung zum ausgebildeten Mandarin.

Die Anlage wirkte wie eine wunderschöne Oase der Beschaulichkeit inmitten der pulsierenden Großstadt auf uns.

Weltbekannt durch viele Internetblogger ist die „Train-Street“ in Hanoi. Diese spektakulär gefährliche Bahnstrecke führt mitten durch eng bebaute Häuserblocks und lockt besonders viele Touristen an
Die geschäftstüchtigen Vietnamesen beglücken die Touristen mit mobilen Restaurants, die während der bahnfreien Zeit teilweise direkt an der Strecke aufgebaut sind. Empfehlung: Ca Phe Trung (Eierkaffee) probieren!

Mit umweltfreundlichen Elektroautos erkundeten wir danach die Altstadt von Hanoi. Etwas schlaftrunken entdeckten wir mit unseren offenen Fahrzeugen hautnah die Gassen des Handwerkerviertels und schwammen im chaotisch, unstrukturierten Verkehrsfluss der Stadt mit.

Wer in Hanoi ist, kommt am Ho-Chi-Minh-Museum nicht vorbei. Vieles, was sich in den letzten Jahrzehnten in Vietnam abspielte, hatte sich der bescheidene Revolutionsführer (er lebte in einer Hütte neben dem Regierungsgebäude) anders vorgestellt. Bezeichnenderweise standen wir jetzt vor einem klobigen Mausoleum, das der hochstilisierte Übervater der Nation nie wollte. Einen Steinwurf davon entfernt bestaunten wir die viel schönere Einsäulenpagode „Chua Mot Cot“ und den Tempel „Chua Dien Huu“. Übersetzt bedeutet das: „Tempel des immerwährenden Glücks.“

Am Abend konnten wir das „Koto-Restaurant“ kennenlernen, in dem benachteiligte Jugendliche eine Ausbildung erhalten, um später einen guten Job finden zu können. Das Essen war gut und die Bedienungen waren sehr freundlich. Kleinere Fauxpas wussten die fleißigen Mitarbeiter mit Ihrer Herzlichkeit auszugleichen.

Spruch des Tages:

„Glück ist die Haltestation zwischen zu wenig und zu viel.“

Nach dem Frühstück fuhren wir durch den „rechtsfreien“ vietnamesischen Verkehr aus Hanoi in Richtung Halong-Bucht hinaus. Es kam die Frage auf, wie viele Menschen diesem ungeregelten Verkehr mit oft verkehrsuntauglichen Fahrzeugen zum Opfer fallen. Genosse Vu, der lange Zeit in der DDR studierte, rechnete flugs die Zahlen hoch und ermittelte, dass der Verkehr ca. dreimal so viele Menschen das Leben kostet als in Deutschland. Das ist sehr traurig, aber manch einer hatte eine noch viel schlechtere Bilanz erwartet.

Auch das Schulsystem Vietnams nahm Vu während der Fahrt unter die Lupe. Er erklärte uns, dass die Schulen in Vietnam nicht kostenlos sind und sich deshalb viele vietnamesische Familien ihren Kindern nicht einmal eine solide Grundschulbildung ermöglichen können, da diese zum Unterhalt der Familie beitragen müssen.

Ähnlich sieht es bei der Krankenversicherung aus, die sich viele arme Vietnamesen nicht leisten können. Besonders die Bauern sind meist nicht mit einer Versicherung im Krankheitsfall abgesichert.

„Doi Moi“ (viet. Erneuerung) bescherte dem vietnamesischen Volk aus der Not heraus die „sozialistische Marktwirtschaft“ nach dem Vorbild Chinas. Ein starkes Wirtschaftswachstum setzte mit der Zeit ein und die Lebenssituation vieler Menschen – vor allem in den Ballungszentren – verbesserte sich. Da „Doi Moi“ gleichzeitig den politischen Pluralismus ausschließt und es keine Gewaltenteilung oder freie Presse gibt, ermöglichte das Einparteiensystem Vietnams der kommunistischen Partei eine Willkürherrschaft und beste Voraussetzungen für eine blühende Korruption.

Auf der Fahrt über Land entdeckten wir immer wieder kleinere Gebäude, die mitten auf den Feldern aufgebaut wurden. Vu klärte uns auf, dass dies Grabstätten seien, deren Platz nach „Feng Shui“ von einem Wahrsager ausgesucht wurden. Der Ahnenkult ist in der Glaubenswelt der Vietnamesen fest verankert, die Angehörigen kümmern sich auch lange nach dem Tod eines Familienmitglieds um die verschiedenen Seelen (Frauen haben neun, Männer sieben körperbezogene und jeweils drei geistbezogene Seelen) der Verstorbenen mit verschiedenen Ritualen. Direkt nach dem Tod werden die Verstorbenen aufs Jenseits vorbereitet:

Münzen & Reiß werden für die Reise der Seelen in den Mund gesteckt. Mit Reisschnaps wird der Leichnam abgerieben und ins Leichentuch eingewickelt. Für die Seelen wird ein Tontopf unter den Sarg gestellt und nach einer Woche wird der Krug zerbrochen und der Tote in sein eigenes Haus (Grabstätte) umgebettet.

Einen Stopp legten wir bei einer Perlenzuchtfabrik ein, um den notwendigen Toilettengang zu absolvieren. Daneben lernten wir in einem Crash-Kurs die Arbeit der Perlenzüchter kennen und selbstverständlich wurden wir im Anschluss kräftig zum Erwerb einer Perle animiert.

Langsam näherten wir uns der weltbekannten Halong-Bucht und damit auch den Bausünden im Stadtteil Bai Chay. Bei der Betrachtung der Gebäude und Straßenzüge erfuhren wir, dass diese mit kräftiger Unterstützung der „roten Mafia“ entstanden sind.

Als wir uns von unserem Busfahrer verabschiedeten und mit einem Beiboot zu unserer Dschunke übers Wasser fuhren, hatten wir diese weniger schönen Eindrücke schnell vergessen.

Auf dem Schiff wurden wir von der freundlichen Crew herzlich empfangen und da keine weiteren Gäste an Bord waren, hatte die Gruppe das Schiff ganz exklusiv für sich.

Im großen und eleganten Bordrestaurant mit Panoramafenstern wurde uns ein leckeres Mittagessen aufgetischt, während wir gemächlich durch die Inselwelt der Halong-Bucht glitten.

Nicht ohne Grund gehört die Halong-Bucht zu einem der sieben neuzeitlichen Naturweltwunder der Erde und ist der Touristenmagnet Nr.1 in Vietnam. Trotz der vielen Ausflugsschiffe ist diese Wasserlandschaft atemberaubend schön und man ist wie verzaubert von den fantastisch geformten Inseln und Inselchen, die besonders frühmorgens und in der Abenddämmerung ihren ganzen Charme verbreiten.

In der „Lan Ha-Bay“ angekommen, ging es mit kleineren Booten zur „Hell-Dunkel“ Lagune. Je nach Wunsch konnten wir ein Kajak oder ein größeres Ruderboot mit „Besatzung“ besteigen. Die Durchfahrt durch eine ca. 100 Meter lange und nur drei Meter hohe Höhle zur Lagune war schon etwas ganz besonderes, aber das Idyll, welches sich im Inneren eröffnete, erinnerte an ein Abbild des Paradieses.

Eine Bademöglichkeit gab es auf der „Titow-Insel“ (benannt nach dem russischen Kosmonauten Titow). Oder als weitere Möglichkeit konnte man sich auch auf den steilen Aufstieg über 450 Treppen zu einem spektakulären Aussichtspunkt über die Halong-Bucht machen.

Manche schafften auch beides bevor es zurück zu unserer „Privatyacht“ ging.

Nach dem leckeren Abendessen bestaunten wir die mehr oder weniger gekonnten Karaoke-Gesangseinlagen auf den Nachbarschiffen, während eines kleinen Absackers auf dem Oberdeck. Gott sei Dank kehrte gegen Mitternacht überall Ruhe ein und jeder konnte in seiner gemütlichen Koje die Nacht in dieser so mystischen Bucht genießen.

Nach einem positiven Corona-Test in der Nacht musste sich der Autor und Leiter der Reisegruppe für vier Tage in Quarantäne begeben. Während dieser Zeit übernahm Liane die Reisebegleitung und berichtet hier von ihren Eindrücken:

Weisheit von Laotse: „Nie ohne Liebe“

Pflichtbewusstsein ohne Liebe macht verdrießlich.
Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos.
Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart.
Wahrhaftigkeit ohne Liebe macht kritiksüchtig.
Klugheit ohne Liebe macht betrügerisch.
Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch.
Ordnung ohne Liebe macht kleinlich.
Sachkenntnis ohne Liebe macht rechthaberisch.
Macht ohne Liebe macht grausam.
Ehre ohne Liebe macht hochmütig.
Besitz ohne Liebe macht geizig.
Glaube ohne Liebe macht fanatisch.

Nach dem Frühstück stiegen wir auf abenteuerliche Weise in ein kleineres Boot um und fuhren zu einer der größeren Inseln. Dort bekamen wir Fahrräder und nun ging es los quer über die Insel. Jede Steigung war eine Herausforderung, da die Räder mehr für das Flachland ausgelegt waren. Wir kamen durch einen magischen Wald, vorbei an Reisfeldern, einem Seerosenteich, durch kleine Dörfer zu einem kleinen Tempel. Bei jedem Stopp hat uns Wang die Flora der Insel erklärt. Von Papaya über wildwachsende Kräuter bis hin zu farbenprächtigen Blüten. Danach ging es wieder zurück in Richtung Boot. Dort hatte die Besatzung inzwischen das Mittagessen vorbereitet. Am Nachmittag kamen wir zurück auf unsere Dschunke. Jetzt hatten wir Zeit uns zu erholen. Nach dem Abendessen trafen sich die meisten Gruppenmitglieder noch zu einem Absacker auf dem Oberdeck und bewunderten erneut die wunderschöne Landschaft.

Am nächsten Morgen mussten wir früh aus den Federn. Wir fuhren mit einem kleineren Boot zur „Thien Cung-Höhle“ (Himmlische Palasthöhle) auf einer kleinen südwestlich gelegenen Insel der Halong-Bucht. Das Wetter war heute der Regenzeit angepasst, was der Landschaft aber wieder ein ganz neues Bild verlieh. Nach einem kurzen Aufstieg kamen wir zum Eingang der Höhle. Wang führte uns – wie immer sehr informativ – durch die verschiedenen Räume der Höhle, die sehr eindrucksvoll ausgeleuchtet waren. Zurück auf dem Boot zeigte uns Vu, wie man Frühlingsrollen mit einer sehr leckeren Füllung aus Hähnchen, Pilzen und Gemüse richtig füllt und aufrollt. Nach dem sehr frühen Mittagessen kamen wir gegen Mittag wieder im Hafen von Halong an. Von hier aus fuhren wir direkt zum Flughafen nach Hanoi.

Am Abend trafen wir in Danang ein und wurden von unserem neuen Reiseleiter Hung in Empfang genommen.

Da es schon recht spät fürs Abendessen in Hue war, bot uns Hung an, unterwegs in einem Fischerort namens Lang Co in ein Restaurant einzukehren. Wir fühlten uns ganz wohl in dem auch von vielen Einheimischen besuchten Fischlokal und waren mit dem Vorschlag von Hung auch im Nachhinein sehr zufrieden.

Nach dem Frühstück fuhren wir zur historischen Kaiserstadt in Hue. Bevor wir jedoch mit der Besichtigung beginnen konnten, kauften viele von uns Hüte, um uns vor der Sonne zu schützen.
Hung, unser neuer Reiseleiter, erzählte uns zunächst einiges über die Geschichte der Kaiserfamilie und der Entstehung des Palastes, der nach dem Vorbild der Verbotenen Stadt in Peking gebaut wurde.

Da an diesem Tag auch der Tag der Frau war, waren wir immer wieder durch die traditionell gekleideten Frauen in ihren wunderschönen und farbenprächtigen „Áo dài“ abgelenkt.
Wir betraten den Palast durch das sehr gut erhaltene Mittagstor.
Bei der Führung durch den Palast mit den zahlreichen unterschiedlichen Palästen, darunter die purpurne „Verbotene Stadt“, der Bibliothek, dem Teehaus, Tempeln und noch viel mehr interessanten Gebäuden lernten wir viel über die Geschichte Vietnams, über die Dynastien und Traditionen der Menschen kennen. Der Bonsaigarten war ein weiterer Höhepunkt in der Palastanlage.

Von der Kaiserstadt ging es weiter zur „Thien-Mu-Pagode“, eine sehr schöne Anlage mit einem herrlichen Blick über den Parfümfluss. Auf einer Bootsfahrt, bei der uns die traditionelle vietnamesische Kleidung angeboten wurde, konnten wir uns dann ein bisschen erholen.

Weiter ging es nun zum „Don-Ba“ Markt – ein typischer asiatischer und besonders farbenprächtiger Markt, in dem neben Souvenirs alles angeboten wird, was man zum Leben braucht.
Der absolute Kontrast zum bunten und quirligen Markt war dann der letzte Punkt unseres Tagesprogramms – die Grabanlage von Gia Long und Tu Duc.
Diese Anlagen liegen in einer parkähnlichen Landschaft und strahlen Ruhe und Würde aus.
Hier erklärte uns Hung viel über die historischen Begräbnisrituale, die sich oft bis in die heutige Zeit erhalten haben.

Nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel „Rosaleen Boutique“ brachen wir zum Restaurant „Hoang Phu“ auf. Hung organisierte einen Nebenraum im Restaurant, sodass wir ganz für uns allein die Speisen, welche auch optisch eine Augenweide waren, genießen konnten.

Spruch des Tages:

„Es ist besser ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“

(Konfuzius)

Auch unser neuer Reiseleiter Hung entpuppte sich als sehr engagiert und war von morgens bis abends im Einsatz, um uns ein bestmögliches Programm zu gestalten: Vorbildhaft!

Auf unserer Fahrt über den Wolkenpass konnten wir die malerische Küste von der Passhöhe (469 Meter) bestaunen. Wir hatten einen Traumblick auf die Lagune von Lang Co im Norden und der Bucht von Da Nang im Süden.

In Da Nang, der drittgrößten Stadt Vietnams, besuchten wir das sehenswerte Cham Museum.

Das Museum wurde von dem französischen Forscher Henri Parmentier gestaltet und bereits 1919 eröffnet. Nicht ganz unbeschadet überstand das Museum die vielen Kriege, konnte aber in den letzten Jahren restauriert und wieder eröffnet werden.

Henri Parmentier war ein bedeutender Forscher der Khmer und Cham Kunst und leitete viele Ausgrabungen des französischen archäologischen Instituts für Südostasiatische Kultur.

Das Volk der Cham besiedelte zwischen dem 4. und 15. Jahrhundert das heutige Zentralvietnam. Ihre Religion war vom Hinduismus und ab dem 9.Jahrhundert auch vom Buddhismus geprägt. Deshalb sind auch viele Inschriften auf den Ausstellungsstücken in Sanskrit (altindische Sprache) verfasst.

Im Garten begrüßte uns der Götterbote Garuda, der den Menschen Nachrichten der Götter überbringt und aus der indischen Mythologie entstammt.

Die beeindruckende Chamkunst stellte je nach Epoche meist Gottheiten dar wie z.B. Vishnu (Erhaltung), Brahma (Schöpfung), Shiva (Zerstörung) aus dem Hinduismus oder Buddha-Statuen, Altäre sowie einen außergewöhnlich schönen Bodhisattwa (Wesen, welches die Erleuchtung erreicht hat, aber freiwillig im Kreislauf der Wiedergeburt verbleibt) aus Bronze.

Nach so viel Kultur konnten wir uns südlich von Da Nang am schönen und kilometerlangen Strand etwas die Füße vertreten. Insgesamt erinnerte alles etwas an Miami Beach, jedoch wurde man gedanklich beim Anblick der runden „Badewannen“, die dort die vietnamesischen Fischer benutzen,

gleich wieder nach Südostasien zurückgeholt.

Nach einem Mittagessen ging es weiter Richtung Hoi An. Unterwegs kam Hung auf die Schrecken des Vietnamkrieges zu sprechen.

Nachdem man erst wenige Jahre zuvor in einem blutigen Konflikt die französische Kolonialherrschaft abschütteln konnte, brach in den Jahren 1964-1975 erneut unfassbares Leid über das Land herein, als die US-Regierung in den 2. Indochinakrieg des seinerzeit geteilten Vietnams eingriff. Vieles was damals an Grausamkeiten geschah, wird niemals bekannt oder gar gesühnt werden. Dennoch geben nachgewiesene Massaker der US-Army an der Zivilbevölkerung (z.B. in My Lai oder My Khe) und die unfassbare Zahl von 8 Millionen Tonnen Bomben, doppelt so viel wie im gesamten 2.Weltkrieg auf Deutschland niedergingen, eine Ahnung wie grausam und unerbittlich dieser Krieg geführt wurde. Hinzu kamen noch 70 Millionen Liter hochtoxische Herbizide (Agent Orange), die als Entlaubungsmittel eingesetzt wurden und unter deren Langzeitfolgen auch heute noch hunderttausende Vietnamesen, wie auch US-Bürger, leiden.

Trotz einer riesigen technologischen und materiellen Überlegenheit mussten sich die US-Truppen 1973 unter schmerzhaften Verlusten und dem innenpolitischen Druck der amerikanischen Öffentlichkeit aus Vietnam zurückziehen. Hung erklärte das mit der schlechten Moral der G.I.‘s:

Zuhause hat man den jungen Männern erklärt sie müssten die Welt vor dem Kommunismus retten. Dann kamen sie in Vietnam an und vor Ort lernten sie die netten Menschen kennen und mussten gegen die Bevölkerung kämpfen. Viele verstanden das nicht und flüchteten sich in Drogen und Alkohol.

Gleich nach Ankunft in Hoi An machten wir uns auf, um die Altstadt mit Ihren tausenden von Lampions zu erkunden.

Hoi An wurde von den Cham im 4. Jahrhundert als Hafenstadt am Südchinesischen Meer gegründet. Die gesamte Altstadt gehört mittlerweile zum Weltkulturerbe.

Die ganze Familie war sofort vom Charme dieses bunten Städtchens begeistert. Für Hung war es fast unmöglich in dem Gewusel von Menschen sein Besichtigungsprogramm durchzuführen, da sich ständig jemand verbummelte und in der Menschenmenge verschwand.

Vorgesehen hatte Hung heute noch den Besuch des Versammlungshauses der Chinesen. Ursprünglich diente die Halle als Treffpunkt der eingewanderten Chinesen und auch als religiöses Zentrum.

Jetzt entließ uns Hung ins Getümmel und wir schlenderten durch die Gassen Richtung Fluss Thu Bon und waren entzückt von den vielen gemütlichen Läden, die mit ihren Lampions wundervoll geschmückt sind. Am Fluss angekommen erlagen wir ganz dem Zauber dieses Städtchens. Viele Tausend Lampions auf dem Fluss und genauso viele Lichter an den vielen kleinen Bötchen boten uns einen Anblick wie aus einer anderen Zeit.

Vorbei am Nachtmarkt beschlossen wir den Abend mit einem köstlichen Abendessen auf der Terrasse eines Restaurants direkt am Fluss.

Spruch des Tages:

„Reich ist, wer weiß, dass er genug hat.“ (Laotse)

Eigentlich war der heutige Vormittag als Freizeit vorgesehen, trotzdem brach fast die komplette Gruppe am Morgen auf, um nochmals durch das Ensemble von Geschäften, Galerien, Restaurants, Werkstädten und Tempeln der Altsadt Hoi Ans zu schlendern. Auch Hung verzichtete auf seine freie Zeit und zeigte uns weitere Highlights der Stadt. Zum Beispiel kamen wir an einer Weberwerkstatt vorbei und konnten sehen wie man aus dem gesponnen Faden der Maulbeerspinnerraupe feinste Seide herstellt.
Auch der Quan-Cong Tempel aus dem Jahr 1653 war sehenswert. Er ist dem General Quan Cong geweiht, der zu einem Schutzgott avancierte. Man sagt Menschen mit einem unaufrichtigen Herz können den durchdringenden Blick des rotgesichtigen Generals nicht lange ertragen.

Wir machten noch an einem der Tunnelhäuser Station. Diese Wohnhäuser enthielten oft im Vorderhaus einen Laden oder eine Werkstatt. Der Innenhof diente dem Lichteinfall, der Belüftung und Erholung. Das sich anschließende Hinterhaus beherbergte die Schlaf- und Wohnräume sowie Wirtschaftsräume.

Nach einer köstlichen Pho-Suppe im Restaurant „Bong“, welches glücklicherweise direkt neben unserem Hotel lag, schwangen wir uns für das Mittagsprogramm auf die Drahtesel.

Wunderschön war es durch das Hinterland von Hoi An zu radeln und dabei die Landschaft mit den dort typischen Wasserbüffeln zu bewundern. Die Wasserbüffel werden heutzutage weniger als Arbeitstier, denn zur Fleischgewinnung gehalten.

Im Gemüsedorf Tra Que angekommen, wurden wir von unserer Mehrgenerationen-Gastfamilie mit einem kühlen Getränk herzlich empfangen. Die ganze Gruppe wurde mit der traditionellen Arbeitskleidung der Bauern inklusive Kegelhut eingekleidet und es ging ab auf den Gemüseacker.

Unter fachkundiger Anleitung lernten wir ein Gemüsebeet zu bestellen, sogar das Anwässern der Setzlinge mit einer traditionellen Doppelgießkanne konnte ausprobiert werden.

Nach getaner Arbeit wartete ein ganzes Wellnessteam auf uns. Die Füße wurden in einem Kräuterbad eingeweicht, der Kopf und der Rücken massiert – einfach herrlich!

Das Abendessen wurde heute gemeinsam mit der Gastfamilie zubereitet. Auf Gaskochern wurden mit verschieden Zutaten vietnamesische Pfannkuchen zubereitet. Die Flammen loderten hoch und auch so mancher „Banh Xeo“ flog beim Wenden durch die Luft – kochen macht einfach Laune, besonders unter der Anleitung der beiden fröhlichen Chefköche.

Total begeistert von dem schönen Mittagsprogramm fuhren wir zu unserem Hotel zurück. D.h. einige hatten sich immer noch nicht an Hoi Ans Altstadt sattgesehen und stürzten sich am Abend erneut ins bunte Getümmel.

Spruch des Tages:

„Wenn der Wind der Erneuerung weht, dann bauen die einen Menschen Mauern und die anderen Windmühlen.“ (Konfuzius)

Die ganze Zeit waren wir schon gespannt, wann uns der Monsun-Regen einholen würde. Durch die lange Nord-Süd Ausdehnung des Landes ist die gewählte Reisezeit dorthin immer ein Kompromiss und so mussten auch wir auf unserer Tour mit Regen rechnen.

Heute war es soweit: Es goss bei der Abfahrt am frühen Morgen wie aus Kübeln. Jedoch stand das Hotelpersonal in typisch vietnamesischer Hilfsbereitschaft bei unserer Abreise Spalier, um uns mit Schirmen vor dem Regen zu schützen.

Am Flughafen hieß es dann erneut Abschied nehmen. Dieses Mal von unserem Reiseleiter Hung.

Er war uns – wie zuvor Genosse Vu – ein sehr freundlicher, allzeit hilfsbereiter Reiseleiter. Er hat uns viel erklärt und besonders Dinge über Land und Leute vor Augen geführt, die nicht im Reiseführer zu finden sind. Auch der Busfahrer und sein Wagen werden uns in Erinnerung bleiben. Es war unser erster Reisebus mit „Lightshow & Mischpult“.

Nach unserer Landung in Ho-Chi-Minh-City, dem früheren Saigon, lernten wir sogleich unseren nächsten Reiseleiter Yu und seinen Busfahrer Tan kennen.

Auch heutzutage wird die Hauptstadt meist nach ihrem alten Namen Saigon genannt. Nach der Eroberung durch die nordvietnamesische Armee und dem Sturz des letzten südvietnamesischen Präsidenten am 30. April 1975 erhielt die Stadt zu Ehren des kommunistischen Befreiungskämpfers Ho-Chi-Minh ihren heutigen Namen. Sie wurde nun Hauptstadt des wiedervereinigten Vietnams. Seit dem 02. Juli 1976 nennt sich das Land „Sozialistische Republik Vietnam“.

Die Stadt am gleichnamigen Fluss ist ein Bevölkerungsmagnet und hat mittlerweile acht Millionen Einwohner. Fast jeder 10. Vietnamese lebt in dieser Mega-City der Kontraste aus glitzernden Hochhäusern, schicken Boutiquen und stetig wachsenden Armenvierteln.

Während unserer Stadtrundfahrt durch das ehemalige „Paris des Ostens“, sahen wir viele sehr schöne Gebäude aus der französischen Kolonialzeit. Den Anfang machte das immer noch im Dienst befindliche ehrwürdige Hauptpostamt. Dort gab es etwas Freizeit und einige nutzten die Gelegenheit um Postkarten nach Hause zu schicken.

Vis a vis der Hauptpost befindet sich die Kathedrale „Notre-Dame“ aus dem Jahr 1877 und wird besonders zu den fünf Sonntagsmessen stark frequentiert, da trotz der Vertreibung während der Kriege und der anschließenden Repressalien durch die Kommunisten in Südvietnam (Flucht der Boat-People/Cap Anamur) noch viele katholische Christen leben.

Zu Fuß erreichten wir über die Flaniermeile „Dong Khai“ die „Nguyen Hue“, die früher auch „Champs Elysees des Ostens“ genannt wurde. Unterwegs sahen wir das Stadttheater, das Rathaus

im französischen Kolonialstil und das Hotel „Rex“. Im Hotel Rex fanden während des Vietnamkrieges jeden Tag um 17:00 Uhr die Pressekonferenzen der US-Armee statt. Von den damaligen Korrespondenten auch spöttisch „Five o`clock Follies“ (Fünf -Uhr-Unfug) genannt, da die Nachrichten meist geschönt wurden.

Am Ende der Promenade gelangten wir zum „Lotus Tower“ (Bitexco Financial) Mit 262 Metern Höhe prägt er die Skyline von Saigon und bot uns von der Aussichtsebene auf der 46. Etage einen atemberaubenden Blick über die Stadt.

Im Labyrinth des Bin Tah Marktes ließen wir uns durch eine unüberschaubare Zahl an Verkaufsständen für Lebensmittel, Souvenirs, Kleidung usw. treiben. Die schönen Markthallen wurden 1880 durch die Franzosen erbaut und wurden vor kurzem erst restauriert.

Nach der wohlverdienten „Pho“ im „Pho 2000“ (Pho for President) fuhren wir zu unserem Hotel, um uns für den Abend zu erholen und frisch zu machen.

Während unseres Abendspaziergangs zu einem Restaurant in der Fußgängerzone „Bui Vien“ wurden wir zum zweiten Mal geduscht, da uns wiederum ein sintflutartiger Regenguss erwischte – diesmal ohne schützende Regenschirme.

Das Restaurant hatte auch eine zweite Etage mit Blick über eine stark frequentierte Kreuzung. Wie Yü uns zuvor erzählte, werden jeden Tag ca. 2000 Mopeds in Saigon neu zugelassen – unvorstellbar!

Von oben dem Verkehrsfluss auf der Kreuzung zuzusehen ist einfach ein amüsantes Schauspiel:

Vollgestopft mit Mopeds, Fahrrädern, Bussen und so manchen kuriosen mobilen Marktständen arrangieren sich die Verkehrsteilnehmer, um irgendwie von der einen Seite der Kreuzung auf die andre zu kommen. Es gibt keine bösen Mienen, alles ist im Fluss und folgt seiner ganz eigenen Organisation.

Während des anschließenden Streifzugs durch das Nachtleben auf der Bui Vien-Straße trauten wir unseren Augen nicht, was für ein ausschweifendes Nachtleben im eigentlich kommunistischen Vietnam möglich ist.

Grüppchenweise ging es zurück zu unserem Hotel, wo wir überwältigt und müde von den vielen Eindrücken des Tages einschliefen.

Spruch des Tages:

„Das Universum kommt ins Gleichgewicht, wenn zwei Augenpaare sich treffen, zwei Hände sich streifen, zwei Herzen sich berühren.“ (Asiatische Weisheit)

Mein persönliches Highlight des Tages ereignete sich schon um 06:00 Uhr morgens, als mein Corona-Test nach sechs langen Tagen endlich negativ ausfiel. Nun konnte ich die Teilnehmer meiner Reisefamilie wieder in den Arm nehmen und musste nicht wie ein Schatten hinter oder neben ihnen herlaufen.

Bevor wir Saigon verließen, zeigte uns Yü noch das chinesische Viertel und wir besichtigten die „Thien Hau-Pagode“. Die Göttin Thien Hau, der diese Pagode gewidmet ist, wurde als Mädchen von ihrem Vater vor dem Ertrinken gerettet und ist seither für die kantonesische Gemeinde die Beschützerin der Seeleute. Viele Räucherspiralen mit Wunschzetteln hingen an der Decke. Man glaubt, dass der Weihrauch die Wünsche hinauf in den Himmel trägt und sie so in Erfüllung gehen.

Wir verließen im Anschluss Saigon und fuhren Richtung Cai Be ins Mekong-Delta, wo sich der „neunarmige Drache ins Meer ergießt“

Das Delta, gespeist vom mächtigen Mekong, ist mit einer Fläche von 39.000 km² fast so groß wie die Schweiz und sehr fruchtbar. Es ist die Reiskammer Südvietnams und es sind drei Ernten pro Jahr möglich. Ungefähr 30 Mio. Menschen leben in dieser Region vom und am Wasser.

In Cai Be stiegen wir vom Bus in ein größeres Boot um und flugs schipperten wir zwischen schwerbeladenen Lastkähnen, die auch gleichzeitig einen Wohnbereich haben, auf einem Seitenarm des Mekong umher. Um aber in die schmalen Seitenarme des Nebenflusses zu gelangen, mussten wir abermals in noch kleinere Bötchen (Sampas) umsteigen. Teilweise gestakt ging es jetzt durch die Kanäle, welche die Menschen dort immer noch als Transport- und Verkehrswege nutzen, zum Dorf Dong Hoa Hiep.

Leider hat die Verschmutzung durch Plastik auch hier schon jeden Winkel erreicht, was uns alle doch ziemlich nachdenklich machte. Trotzdem war es ein schönes Erlebnis mit den „Sampas“ durch den tropischen Wald zu gleiten und den oft „hautnahen“ Schiffsverkehr bei Gegenverkehr zu erleben.

Mit dem nun wieder großen Boot ging es weiter an den Steg einer Familienwerkstatt. Honig und Kokos sowie Reis, sind Grundlage für die Bonbonherstellung, die wir gleich beobachten können. Alles ist Handarbeit. Es wird geknetet, gerollt, geschnitten, aufgereiht und akribisch einzeln eingewickelt. Die Außenhülle mit lackiertem Bonbonpapier, die innere Hülle aber kann man mitessen, sie zergeht im Munde; Reismehlpapier, der Popreis oder das gegrillte Reispapier haben uns auch ziemlich gut geschmeckt.

Sehr schön war danach der Aufenthalt im „Mr.Kiet`s Ancient House“, welches in traditioneller Bauweise im Jahr 1838 erbaut wurde und heute ein Restaurant beherbergt. Eine wohlschmeckende Attraktion waren die gigantischen Elefantenfische, die wir dort zum Mittagessen aufgetischt bekamen.

Die Sonne verabschiedete sich mit einer wunderschönen Abendstimmung am Fluss und wir brachen zur letzten Etappe per Bus nach Can Tho auf. Die Stadt liegt direkt an einem weiteren großen Seitenarm (Hau Giang) des Mekong-Deltas und ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Wirtschafts- und Verwaltungsstandort geworden.

Das Abendessen konnten wir in der ehemaligen und neu restaurierten Markthalle der Stadt mit Blick auf den Fluss und die (grässlich) hell erleuchteten Ausflugsschiffe auf dem Fluss genießen.

Spruch des Tages:

„Willst du Menschen führen, so gehe hinter ihnen her.“ (Laotse)

Ein wunderschöner Morgen begrüßte uns in der Universitätsstadt für Umweltschutz und Agrarwissenschaften Can Tho.

Nach dem Frühstück fuhren wir nochmals zurück zum Fluss und besuchten mit einem Ausflugsboot den schwimmenden Markt, den die Stadt ebenfalls zu bieten hat. Diese Märkte bieten den Bauern traditionell die Möglichkeit ihre Waren direkt zu vermarkten.
Reges Treiben auf dem Wasser und dichtes Gewusel von kleinen Booten bis zu großen Schiffen, die alle voll beladen mit den unterschiedlichsten Lebensmitteln sind, erwartete uns. Berge an Obst, Gemüse und Fleisch transportieren die Händler auf ihren Holzbooten. Auch „wandelnde“ Heißküchen gab es hier und da auf dem Wasser – eine herrliche Szenerie.

Während einer kurzen Rast bei einer Krokodilfarm mit nettem Gartenlokal, einer „Halle der Harmonie“, konnten wir uns etwas die Beine vertreten. Danach ging es Richtung kambodschanischer Grenze bei Xilan Hoa und wir mussten uns langsam aber sicher von unserem Reiseleiter Yü und Busfahrer Tan verabschieden.

Nachdem der vietnamesische Ausreisestempel abgeholt war, hieß es nun endgültig „bye, bye“ Vietnam.

Zu Fuß liefen wir mit Sack und Pack hinüber zur kambodschanischen Seite. Der „Papa“ lief der Familie voraus, doch plötzlich meldete das Ende unserer Kolonne ein Problem:
Das Vorbeimogeln am Gesundheitscheck hatte nicht funktioniert und wir wurden zurück zur Gesundheitsstation beordert. Der Gesundheitszustand wurde nach einer Zahlung von 20 Dollar für alle spontan von der verantwortlichen Person für gut befunden und wir konnten weiter Richtung Einreisebüro marschieren. Jetzt fand sich auch unser neuer Reiseleiter „Bora“ ein, der uns allerdings bei den Einreiseformalitäten nicht so recht unterstützen wollte. Die Visaerteilung war ein zäher Prozess bei tropischer Hitze und alle waren froh als endlich der Stempel im Pass war.

Vermutlich war die Scheu unseres Reiseleiters Bora vor den Grenzbeamten auf das dunkelste Kapitel in der Geschichte Kambodschas zurückzuführen. Auch die Familie von Bora zählte zu den Opfern der roten Khmer unter deren Führer Pol Pot, die in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Schreckensherrschaft errichteten und de facto einen Genozid an der eigenen Bevölkerung verübten. Ein Drittel der kambodschanischen Bevölkerung starb in den Jahren 1975-1979, da diese Diktatur sich die Vernichtung aller Bildung sowie der gesamten Eliten des Landes zum Ziel gesetzt hatte. Aus Kambodscha sollte ein hundertprozentiges Agrarland mit der Ideologie eines „Steinzeitkommunismus“ werden.

Unser neuer Busfahrer Oun wartet bereits jenseits der Grenze auf uns und alle waren froh über die Kühle im klimatisierten Bus.

Auf der Fahrt nach Phnom Penh stellte sich Bora ganz ausführlich vor und wir spürten sogleich, dass auch er mit seiner umsichtigen und höflichen Art sehr gut zu uns passte. Das Land ist weniger dicht besiedelt und die Fahrzeuge der Bauern (Ca. 80% der Bevölkerung) erschienen uns noch ein wenig abenteuerlicher als in Vietnam.

Dies änderte sich, als wir uns der Hauptstadt näherten und wir moderne Bürogebäude, Einkaufszentren und Wohnviertel der neuen Oberschicht zu sehen bekamen. Durch die niedrigen Löhne im Land und eine relative politische Stabilität werden viele ausländische Firmen aus Südostasien sowie Europa und den USA (z.B. Adidas oder Puma) angelockt. Die Wirtschaft wächst, nicht zuletzt wegen der vielen Textil und Schuhfabriken, sehr stark in den letzten Jahren.

Nach der langen Fahrt knurrte uns allen der Magen und Bora reservierte gleich in der Nähe unseres Hotels ein paar Tische in einem guten Restaurant, wo wir in wunderschönem Ambiente und mit traditioneller Khmermusik zu Abend aßen.

Für einen Absacker besuchten wir noch die Dachterrasse unseres schönen Hotels „Anik Palace“, wo sogar noch getanzt wurde.

Spruch des Tages:

„Wie klug du auch sein magst, achte die Klugheit Anderer.“ (Kambodschanische Weisheit)

Surseday (Guten Morgen) Kambodscha!

Das Frühstück im Hotel war gut und reichhaltig. Entsprechend gestärkt machten wir uns auf in Richtung Königspalast. Der Straßenverkehr in Phnom Penh ist wesentlich disziplinierter als in Vietnam und nach kurzer Zeit erreichten wir den Königspalast aus dem Jahr 1920. Der Palast liegt wunderbar am Zusammenfluss von Mekong (insgesamt 5600 km lang) und dem Tonle Sapp-Fluss.
Nach einer kurzen Wartezeit wurde uns zur wundervollen Palastanlage Einlass gewährt und es kam das Gerücht auf, dass wir sogar an einer königlichen Audienz teilnehmen dürften. Allerdings war König Sihamoni mit dem Empfang einer „höhergestellten“ Abordnung aus China beschäftigt und wir hatten leider das Nachsehen.
Trotzdem war der Rundgang auf dem königlichen Areal sehr lohnenswert. Wir sahen neben dem für den Empfang schon vorbereiteten Thronsaal, die Schatzkammer und verschiedenen Stupas auch die Silberpagode, welche ein bedeutendes Heiligtum ist. Den Namen hat die Pagode auf Grund der 5329 in Frankreich gefertigten Bodenfliesen aus Silber mit einen Gesamtgewicht von sechs Tonnen. Wunderschöne Buddhafiguren zieren ebenso das Innere des Tempels, besonders wertvoll sind die Buddhafigur aus purem Gold mit über 2000 Edelsteinen sowie ein Jadebuddha.

Als nächstes machten wir Halt am Nationalmuseum und konnten dort einen ersten Vorgeschmack auf die Khmerkunst bekommen, die uns in Angkor erwarten sollte.

Das besonders schöne Restaurant „Malis“ hatten wir für unser heutiges Mittagessen vorgesehen. Wir nahmen Platz in einem nach „Feng Shui“ angelegten Innenhof, der wie ein tropischer Garten anmutete. Mit großer Freude konnten wir mittlerweile festhalten, dass man in Kambodscha mindestens genauso gut essen kann wie in Vietnam.

300 km Landstraße nach Siam Reap standen uns nun bevor. Es ging vorbei an Reisfeldern und mit Lotosblüten übersäten Teichen.

Reiseleiter Bora stellte uns noch das Schulsystem Kambodschas vor:
Wir erfuhren, dass die Schulpflicht neun Jahre beträgt, allerdings gehen 11% der Kinder nicht zur Schule, da es in ihren Dörfern keine Schule gibt und die nächste sehr weit weg ist. In einer Klasse lernen bis zu 60 Kinder. Man kann die Schule auch bis zum Abitur besuchen und danach auf einer der 43 Universitäten im Land studieren. 23% der Bevölkerung sind Studenten. Zum Studieren ist allerdings auch Geld für die Studiengebühren notwendig, pro Jahr etwa 5.000 USD.

Trotz der schneidigen Fahrkünste von unserem Busfahrer Oun trafen wir erst spät abends in Siam Reap ein.

„Saum arkoum“ – danke sagten wir zu Bora und Oun, die sich in Siam Reap schon wieder von uns verabschieden mussten.

Da es schon so spät war, beschloss die Familie kurzerhand im Hotel zu Abend zu essen, was die bestbesetzte Küchenbelegschaft ziemlich herausforderte, doch zum Schluss sind alle satt und zufrieden in ihren Betten eingeschlummert.

Spruch des Tages:

„Steter Tropfen füllt den Becher, ein starker Strahl füllt ihn nur halb.“
(Kambodschanische Weisheit)

Zusammen mit unserem neuen Reiseleiter „Tha“ und Busfahrer „Leih“ machten wir uns früh morgens auf, um die größte Tempelanlage der Welt „Angkor“ zu besichtigen.

Das Wort „Angkor“ bedeutet in der Sprache Khmer wörtlich übersetzt „Stadt“. Es umfasst eine ganze Region in der Größe von 200 km². Der Komplex ist zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert nach Christus entstanden. Es war das Zentrum des mächtigen Khmer-Reiches und besteht aus vielen Staatstempeln. Einzigartig für die damalige Zeit war die Fähigkeit der Khmer Städte mit mehr als 1 Million Menschen zu organisieren und zu versorgen.
Die Khmerkönige waren kenntnisreiche Kriegsherren und sahen sich als Götter. Die religiösen Wurzeln liegen im Hinduismus, weshalb viele Großreliefs in den Haupttempeln Szenen aus der hinduistischen Mythologie zeigen. Sie errichteten ihre pyramidenförmigen Tempel als Abbild des kosmischen Bergs „Meru“. Die Tempel spiegelten sich in einem Wasserbecken, der den Urozean symbolisierte und gleichzeitig als Wasserreservoir diente.
Das Dreigespann der Götter Brahma, Vishnu und Shiva gehört zu den bekanntesten der unzähligen Götter in dieser Religion und sie begegneten uns neben den Tempeltänzerinnen (Apsaras) und Schlangenwesen (Nagas) immer wieder auf unsern Rundgängen durch die Tempelanlagen. Die letzten Khmerherrscher ersetzten den Hindu-Kult durch den Buddhismus und schmückten ihre Paläste mit Buddhas und Bodisatthvas (Erleuchtete). Es gibt im archäologischen Park von Angkor fast keinen Stein, der nicht mit Verzierungen versehen ist und die Schönheit von Angkor beruht nicht zuletzt auf diesen kleinen Details.

Angkor Thom

Total fasziniert von den Giganten, jeweils 54 Götter links und 54 Dämonen rechts, näherten wir uns einem der vier 23 Meter hohen Tore, die ins Innere von Angkor Thom führen. Die Tore sind geschmückt mit vier riesigen Bodisattva-Gesichtern. Wir kamen an den Bayon-Tempel mit ebenfalls meterhohen aus Stein gemeißelten Gesichtern von Lokeshvara (ein Bodisattva), die in die vier Himmelsrichtungen schauen. Thom bedeutet große Herrschaft. Von ursprünglich 49 Türmen sind heute noch 37 Türme erhalten geblieben. Dieser Ort mit den imposanten Gesichtertürmen ist sehr mysteriös und zugleich faszinierend!

Angkor Wat (UNESCO Weltkulturerbe)

Das berühmteste Bauwerk und gleichzeitig das Wahrzeichen des kambodschanischen Nationalstolzes ist Angkor Wat (Wat = buddhistisches Kloster).
Nachdem wir über eine Behelfsbrücke ins Innere der Anlage kamen, sahen wir vor uns die Silhouette des Tempel-Komplexes, der sich im davor liegenden See malerisch spiegelte.
Jetzt stellte sich wieder diese unbeschreibliche Reiseglückseligkeit ein. Ausgelöst von der besonderen Ausstrahlung, die dieser Ort auf uns ausübte, standen bei manchem Familienmitglied die Tränen in den Augen. Während der Besichtigung des Innenbereiches waren wir überwältigt von der Größe der Anlage. Als wir durch die verschiedenen Galerien gingen, erklärte uns Tha vieles zu den Abbildungen z.B. von der Legende des Quirlen des Milchmeeres, einem hinduistischen Schöpfungsmythos. Zum Abschluss der Besichtigungen erklommen wir, trotz 30 Grad Hitze, die „Dritte Terrasse“ der zentralen Tempelpyramide – sozusagen das mystische Herz des Landes. Die Galerie auf einer Höhe von 65 Metern bot neben vielen kleinen Nischen mit Meditationsräumen, einen tollen Überblick über die gesamte Anlage.

Nach so vielen ergreifenden Momenten und unvergesslichen Höhepunkten brachte uns Leih zum verspäteten Mittagessen ins Restaurant „Khmer Surin“. Nicht nur das Ambiente war sehr einladend,
auch die Speisen des angebotenen 4-Gänge-Menüs waren sehr lecker.

Nach einer Verschnaufpause im Hotel trafen sich alle Nachtschwärmer am Abend, um mit verschiedenen Tuk-Tuks ins lebendige Zentrum von Siam Reap zu fahren. Im Schatten der weltbekannten Tempelanlagen hat sich das Städtchen zu einem touristisch sehr attraktiven Standort entwickelt. Es gibt im ehemaligen französischen Viertel viele tolle Boutiquen und Nachtmärkte, die zum Bummeln einladen. Auch das Nachtleben kann sich sehen lassen. Eine schier unüberschaubare Anzahl von Clubs und Bars sorgt zu später Stunde für Partystimmung – besonders die „Pubstreet“ hält, was ihr Name verspricht.

Spruch des Tages:

„Rennen ist vergeblich, bedächtig gehen ist besser.“ (Kambodschanische Weisheit)

Ta Prohm

Am nächsten Morgen reihte sich ein weiteres Highlight unserer Reise ein. Der Tempel Ta Prohm wurde durch den Hollywoodstreifen „Tomb Raider“ mit Angelina Jolie, in dem die Abenteuer der Lara Croft verfilmt wurden, weltbekannt.

Dieser Tempel aus dem Jahr 1186 befindet sich noch fast im selben Zustand wie ihn die französischen Forscher gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorfanden. Deshalb wirkte alles noch geheimnisvoller und mystischer als beim Besuch der Heiligtümer zuvor.

Majestätisch stehen die Bäume über den Ruinen, haben sie überwuchert und sich einverleibt. Über die Mauern der wuchtigen Reste des Tempels schlingen sich die Wurzeln riesiger Bäume wie Schlangen bis zum Boden hinab und bieten ein surreales Bild. Die Natur holt sich mit brachialer Gewalt das zurück, was ihr einst genommen wurde. Der Mensch lässt sie gewähren oder greift ein. Was hier richtig ist, vermag keiner der Betrachter zu entscheiden.

Banteay Srei (Zitadelle der Frauen)

Anders als die vorangegangenen Tempel wurde Banteay Srei nicht von einem König erbaut, sondern von zwei Brahmanen (Hinduistische Gelehrte sowie Angehörige der obersten Kaste) und wohlhabenden Kaufleuten. Die Anlage stammt aus der Mitte des 10. Jahrhunderts und ist ein Juwel unter den Tempeln. Die Faszination rührt vom Variantenreichtum seines Dekors. Die filigran gearbeiteten Ornamentverzierungen auf dem roten Sandstein – meist Blumen und Rankenwerk – überziehen die wichtigsten Gebäudeteile. Sie wirken wie aus Holz geschnitzt statt aus Stein herausgearbeitet. 18 Jahre lang wurde daran gebaut.

Am Mittag hatten wir Zeit zur Erholung und einige Mitreisende probierten den wunderbaren Pool unseres Hotels aus, um sich abzukühlen.

Am Abend besuchten wir eine traditionelle Tanzshow einer Amateurgruppe, die ein soziales Projekt unterstützt. Besonders die wunderschönen Kostüme und anmutigen Handbewegungen der jungen Künstler/-innen brachten uns ins Schwärmen und erinnerten uns an die vielen Abbildungen, die wir zuvor in den Tempeln gesehen hatten.

Eine perfekte Mischung für unseren letzten Abend: Wir konnten die Show genießen und unterstützen Menschen, die etwas Gutes tun.

Nach der Show wollte ein großer Teil der Gruppe noch nicht ins Bett – wir spürten dass das Ende der Reise nahen und konnten uns von den lieben Menschen, dem quirligen Leben auf den Straßen, vielleicht auch vom tollen Angebot der vielen Geschäfte für Mitbringsel aller Art einfach noch nicht losreißen.

Heute mussten wir Abschied nehmen von Tha unserem Reiseleiter, der uns in seiner sehr bescheidenen und gütigen Art, die Wunder von Angkor und die Kultur der Khmer aufs Beste gezeigt und erklärt hatte. Wir nahmen Abschied von den netten und freundlichen Menschen im Hotel, die sich alle fürsorglich um unser Wohl gekümmert hatten. Ebenso nahmen wir Abschied von einem faszinierenden Land, das uns alle begeistert hat und einer erlebnisreichen und vielseitigen Reise.

Die letzten Stunden bis zur Abfahrt an den nagelneuen Flughafen in Siam Reap konnten wir ganz entspannt im Hotel verbringen, da wir kulanterweise einen „late checkout“ bekommen hatten.

Als Spruch des Tages soll für diesen letzten Tag ein Wunsch von Amanda & Christine David aus Chicago hier stehen, den sie an das Spiralräucherstäbchen im Thien Hau Tempel in Saigon angebracht hatten:

„May we always remember,
That somewhere the sun is shining,
The breeze is cool and the doors are not locked“

Ohne Verspätung und glücklich, aber müde kam die Reisefamilie am nächsten Morgen in Frankfurt am Main an.
Besonders bedanken möchte sich der Schreiber bei Liane Kenz, die ohne zu zögern während meiner Corona-Auszeit eingesprungen ist und mich als Reisebegleitung aufs Beste vertreten hat.

Die gute Nachricht zum Schluss:

Eine gute Reise geht nie zu Ende, denn wir werden uns immer wieder an diese wunderschönen, bunten und faszinierenden Eindrücke Indochinas erinnern.

Diese Reise wurde begleitet von:

Liane Kenz & Wolfgang Heinzmann

Begleiter