Schottland 2017
Im Land der Highlander
Zu einer vergleichsweise „humanen“ Abfahrtszeit traf sich unsere Gruppe, um sich in das Land der Kilts, des Whiskys und der magischen Landschaften aufzumachen.
Überraschenderweise trafen wir bereits im Terminal am Frankfurter Flughafen auf unsere Reiseleiterin Angelika Meißner.
Vom Flughafen bei Edingburgh ging es schnurstracks weiter nach Glasgow, wo wir etwas verspätet in unserem ersten Hotel „The Lorne“ ankamen.
Wir stärkten uns mit einem kleinen Imbiss und einem ersten Ale (Bier) im Restaurant des Hotels. Bei herrlichem Wetter unternahmen wir einen ersten Spaziergang in Richtung Innenstadt, während dessen ein Reiseteilnehmer sogar eine mitgebrachte „falsche“ Pfundnote in Umlauf bringen konnte. Nach dem Abendessen brachen noch einige angehende „Bravehearts“ für einen ersten Pub-Besuch auf.
Spruch des Tages:
Heirate nicht des Geldes willens, du kannst es Dir günstiger borgen.
Ein typisch schottisches Frühstück und das entsprechende Regenwetter erwartete uns am nächsten Morgen. Mit Regenschirm & Jacke bewaffnet ging es jetzt auf Tour durch Glasgow.
Unser sehr freundlicher Busfahrer Ian chauffierte uns vorbei an der Klavangrove Art Galery, dem größten Museum der Stadt und der imposanten Universität von Glasgow.
Der George Square mit dem Chamber House (Rathaus) und den Statuen z.b. von Queen Victoria und Ihrem geliebten Prinz Albert – der die Vorlage für das legendäre „Dinner for One“ als Anekdote am britischen Hofe öfters zum Besten gab – zeugt vom Reichtum der Stadt Ende des 19.Jahrhunderts. Den ersten Stopp legten wir bei der Kathedrale von Glasgow ein , deren Bau bereits im Jahr 1136 begann. Besonders beeindruckend war der Säulenwald der Unterkirche, wo der Schutzpatron und Gründer Glasgows Mungo vermutlich einmal begraben lag.
Entlang des River Clyde, bekamen wir dann die Sehenswürdigkeiten der jüngeren Geschichte Glasgows u.a. mit der Millennium Brücke oder dem Clyde Auditorium, genannt das „Gürteltier“ von Norman Foster zu sehen.
Unsere Gruppe verließ danach die Stadt in Richtung des Trossachs National Parks mit seiner wildromantischen Landschaft und da der Regen mittlerweile vorbei war, konnten wir am Loch Katrine, dem Handlungsort des bekannten schottischen Romans „Lady of the Lake“ (Fräulein vom See) von Walter Scott einen schönen Spaziergang entlang des Ufers in der saftig grünen Natur machen.
Für die meisten war sicherlich der anschließende Besuch auf Stirling Castle, der ehemaligen Residenz der Stuart Könige, der Höhepunkt des Tages. Auf dem Weg dorthin eröffnete unsere Reiseleiterin ihr Drama in 5 Akten um das Leben der Maria Stuart, welches sich dann in weiteren Episoden von Tag zu Tag bis zum traurigen Finale der Enthauptung steigerte.
Vom Schloss aus hatte man die Aussicht auf das geschichtsträchtige Tal, wo einst die Schlacht an der Stirling Bridge stattfand und die Schotten unter William Wallace die Engländer vernichtend geschlagen hatten.
Mit viel Hintergrundwissen z.B. über die detailgetreue Zubereitung von Heggis – dem Nationalgericht der Schotten – beeindruckte uns Angelika gleich vom ersten Tag an.
Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase klappte am zweiten Abend auch die überaus wichtige Getränkeversorgung zum Dinner einwandfrei und so konnte der Abend gut gestärkt beginnen. Dies nutzten einige zu einem kleinen Bummel durch das Nachtleben von Glasgow.
Weisheit des Tages von Graham Bell (schott.Erfinder & Unternehmer):
„ Was diese Kraft ist, kann ich nicht genau sagen; auf jeden Fall weiß ich, dass sie existiert und dass sie einem Menschen verfügbar wird, wenn er genau weiß, was er will und entschlossen ist, nicht aufzugeben, bis er es erreicht hat.“
Zu unserem Glück besserte sich das Wetter, sodass wir heute mit Sonnenschein in den Tag starteten.
Während der heutigen Fahrt durch die Highlands, vorbei an dem wunderschönen Loch Lomand, genossen wir die magische Schönheit der Seen – und Bergwelt Schottlands. Als Angelika noch den Folksong „The Bonnie Banks of Loch Lomand“ abspielte war das Idyll perfekt:
„ where me and my true love will never meet again / on the bonnie bonnie banks of Loch Lomand“
Im Land der Clans und Kilts – die eigentlich typisch für die Highlands waren und nicht für ganz Schottland – gab es leider sehr grausame Intrigen der Engländer. So geschehen im Tal der Tränen, dem man seine düstere Geschichte beim Anblick der schönen Berglandschaft beim besten Willen nicht ansehen mag. Im Jahr 1692 wurde hier der Clan der Mac Donalds Opfer eines Massakers, nachdem sie zunächst Ihren Mördern vom Clan der Campbells noch Gastfreundschaft erwiesen hatten.
Der Ben Nevis, mit 1345 Metern Höhe der höchste Berg Schottlands zeigte sich uns unverhüllt, was selbst unsere sehr erfahrene Reiseleiterin noch nie erlebt hatte.
Dann erreichten wir den kaledonischen Kanal, der die Ostküste mit der Westküste verbindet. Er verläuft entlang der geologischen Einbruchzone Great Glenn. In Fort Williams legten wir unsere Mittagspause ein. Danach bestaunten wir die Schleusenanlage „Neptunes Staircase“ nahe Fort Williams, eine von 12 Schleusen entlang des 97 km langen Kanals.
Danach stimmte uns Angelika auf den für jeden Schottlandbesuch unvermeidlichen Besuch am Loch Ness mit seinem weltberühmten Verkaufsschlager „Nessy“ ein. Obwohl jeder weiß, dass das Ungeheuer ins Reich der Fabeln gehört und wohl auf die Erfindung eines Missionars zurückgeht (Wunder des Hl. Columba), hielt doch der eine oder andere beim Besuch der pittoresk am See gelegenen Burgruine „Urquhart Castle“ Ausschau nach dem Fabelwesen.
Durch die Hauptstadt der Highlands, vor dessen Schloss eine Statue zum Gedenken an die schottische Volksheldin Flora MacDonald steht, erreichten wir gegen Abend unser Hotel „Duke of Gordon“ .
Für die nächsten 2 Nächte war dieses Hotel unser Zuhause und es empfing uns mit typisch schottischem Ambiente. Verwundert lauschten wir am Abend im Saal des Hotels der Tanzkapelle, als sie Heilige Nacht, stille Nacht und den Ententanz spielten. Die Musiker hatten unsere Anwesenheit bemerkt und wollten uns offensichtlich eine Freude machen.
Spruch des Tages:
Whisky ist schlecht für die Menschen, vor allem schlechter Whisky.
Und noch ein Spruch zum Wetter:
Wenn Dir das Wetter in Schottland nicht gefällt, warte 5 Minuten.
Endlich gab“ s an diesem Morgen das schottische Nationalgericht „haggis“ zu kosten. Die Meinungen gingen danach auseinander, aber es erinnerte geschmacklich schon etwas an Kartoffelwurst.
Zunächst fuhren wir am Schlachtfeld Culloden Moor vorbei, wo die englischen Truppen den Jakobidenaufstand des Bonnie Prince Charles am 16.April 1746 endgültig niederschlugen und eine schlimme Phase der Demütigungen für die Schotten begann.
Die weniger grausame Geschichte der Flucht von Bonnie Prince Charles schilderte uns in gewohnt redegewandter Art unsere mittlerweile liebgewonne Angelika:
Flora MacDonald – deren Statue wir tags zuvor in Inverness gesehen hatten – half Prince Charlie auf der Flucht furchtlos und mit viel Geschick und wurde deshalb zur Heldin, auch wenn das wahre Leben ein anderes Ende der Beziehung der Beiden parat hatte, als es von schottischen Romantikern ersehnt wurde.
Unser erstes Ziel heute war Fort George. Diese beeindruckende und gut erhaltene Festung ist wie ein lebendiges Museum, da in der Anlage immer noch aktiver Militärdienst ausgeübt wird. Die teilweise in traditioneller schottischer Uniform gekleideten Soldaten waren begehrte Fotomotive für Selfies bei den weiblichen Reiseteilnehmern.
Nach dem Mittagessen in der eleganten „Wollmill Johnstons“ in Elgin, besuchten wir die Ruine der dortigen Kathedrale, die größtenteils während der Reformation zerstört wurde – für Aufsehen sorgte der Blick unter das Gewand eines steinernen Mönchs, dessen Gemächt auch nach Jahrhunderten nicht „lummelich“ war.
Keinesfalls darf bei einem Schottlandaufenthalt der Besuch einer Whisky-Destillerie fehlen und so freute sich so mancher lange vor der Reise auf diesen Programmpunkt. Die Malt-Brennerei „Glen Grant“ liegt wie viele der bekannten Whisky-Marken im Tal des Flusses Spey und ist eine der ältesten der Region. Die sehr charmante Sherly führte uns durch die Gebäude und zeigte uns dabei die verschiedenen Schritte der Single-Malt-Herstellung.
Beschwingt traten wir die Rückfahrt zum Hotel durch das malerische Speytal an .
Spruch des Tages: Sei glücklich so lange du lebst – denn tot wirst Du für lange Zeit sein.
Schon vor dem Frühstück liefen die Vorbereitungen für eine kleine Feier, denn heute hatte Anneliese Beigel Ihren 79. Geburtstag !
Mit Kuchen, einem Geburtstagsständchen und vielen Gratulationen ließ die Gruppe Anneliese, als sie den Speisesaal betrat, hochleben.
Heute mussten wir die Zelte in Kingussie, das bei Weidmännern sehr beliebt für die Jagd nach dem reichlich vorhandenen Rotwild ist, abbrechen und traten unsere letzte Etappe nach Edingburgh an. Die Fahrt führte uns zunächst nach Dundee, wo wir den River Firth of Tay überquerten. Dort ereignete sich im Dezember 1879 ein tragischer Eisenbahnunfall, als die falsch konstruierte Eisenbahnbrücke zusammenbrach.
Theodor Fontane verarbeitete dieses Unglück zu einer Ballade als Mahnung vor allzu großer Technikgläubigkeit – Angelika rezitierte für uns dieses Gedicht (mit 3 Hexen) auf ergreifende Art und Weise.
Auszug die „Brück am Tay“
„Wann treffen wir drei wieder zusamm“?“
„Um die siebente Stund“, am Brückendamm.“
„Am Mittelpfeiler.“
„Ich lösch die Flamm“.“
„Ich mit.“
„Ich komme vom Norden her.“
„Und ich vom Süden.“
„Und ich vom Meer.“
„Hei, das gibt ein Ringelreihn,
und die Brücke muß in den Grund hinein.“
„Und der Zug, der in die Brücke tritt
um die siebente Stund“?“
„Ei, der muß mit.“
„Muß mit.“
„Tand, Tand
ist das Gebild von Menschenhand.“
Als Mekka für alle Golfspieler gilt St.Andrews , wo 1754 erstmalig die Regeln dieses Sport festgelegt wurden. So heißt es unter Golfern: Keiner hat je Golf gespielt, wenn er nicht hier (Old Course von St.Andrews) gespielt hat.
Aber St. Andrews hat noch viel mehr zu bieten:
Angelika zeigte uns die älteste Universität Schottlands, die den gleich guten Ruf wie Oxford hat. Auch Herzogin Kate und Prinz William studierten dort und lernten sich im North Point Caffee kennen. Die Besitzer dieses Kaffees müssen sich seit diesem Treffen keine Sorgen mehr um Kundschaft machen.
Der Namen des sympathischen Städtchens geht zurück auf eine Legende, nachdem die Gebeine des heiligen Andreas dort bestattet sein sollen. Deshalb entwickelte sich St.Andrews schnell zu einem sehr gefragten Wallfahrtsort und es wurde in Jahr 1318 eine der größten und schönsten Kathedralen Englands eingeweiht. Fanatische Protestanten zerstörten die Kirche ca. 200 Jahre später.
Vom Turm der ehemaligen Kirche St.Rule genossen wir einen tollen Ausblick über die Stadt.
Weiter ging es Richtung Firth of Forth vorbei am Loch Leven, wo Maria Stuart 1567 bis zu ihrer Flucht nach England eingesperrt war.
1890 wurde die Forth-Railroad-Brücke über den Fjord des Flusses Forth gebaut und gilt bis heute als eine der größten Eisenbahnbrücken der Welt. Ian brachte uns über die 1964 fertiggestellte Firth-Road-Bridge wieder zurück zu den schottischen Lowlands. In diesem Jahr soll noch die neue 2,7 km lange Queensferry-Crossing Brücke eröffnet werden.
Am Nachmittag erreichten wir Edinburgh, die aus gutem Grund die meist besuchteste Stadt Schottlands ist. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt durch die Neustadt im Gregorianischen Stil und einem kurzen Stopp am Palace of Holyroodhouse brachte uns Ian in unser perfekt an der Royal Mile gelegenes Hotel Radisson Blu.
Edingburgh ist die Stadt der Könige und wurde bereits im 7.Jahrhundert von König Edwin gegründet.
Bei einem abendlichen Spaziergang durch die Gassen der quirligen, mittelalterlichen Altstadt und der ebenso eleganten wie schönen Neustadt, deren Prachtbauten zu später Stunde herrlich beleuchtet waren, konnte sich niemand mehr der Faszination dieser Stadt entziehen.
Spruch des Tages:
eine Ente wünscht sich stets den See, auf dem sie gerade nicht schwimmt.
Bei strahlendem Sonnenschein zeigte uns Angelika am Morgen zunächst die Altstadt während einer kurzen Bustour, um uns dann am Grassmarket aussteigen zu lassen. Per Pedes ging es dann hoch zum Schloss, wo wir nach einem kurzen Rundgang die tolle Aussicht von der 115 Meter über der Stadt gelegenen Burg geniessen konnten. In der Festung besichtigten wir den königlichen Palast mit den Kronjuwelen, dem Stone of Destiny, sowie das Kriegsmuseum.
Entlang der Royal Mile, wo Künstler, Gaukler und Dudelsackspieler ein buntes Treiben schafften, ging es zurück zu unserem Hotel. Am Nachmittag war Freizeit angesagt und so konnte jeder nach eigenem Gusto das wundervolle Edingburgh genießen.
Die Gruppe traf sich zum letzten Abendessen im Hotel, wo sich alle bei unserer exzellenten Reiseleiterin Angelika mit einem kräftigen Applaus bedankten.
Anneliese ließ es sich nicht nehmen ihre Erkenntnisse zum Thema „Was trägt der Schotte unter seinem Rock“ zu verkünden und sorgte mit Ihrem großartigen Humor für beste Stimmung.
Beim Abschiedscocktail an der Bar wurde noch lange in Erinnerung der letzten Woche geschwelgt und viele haben beschlossen, wiederzukommen.
Nach einer – für einige – kurzen Nacht trafen wir zum letzten Mal unseren Busfahrer Ian, der uns zum Flughafen brachte, und die Gruppe bedankte sich auch bei ihm recht herzlich für seine freundliche und zuvorkommende Art mit einem großzügigen Trinkgeld.
Im Terminal des Flughafens mussten wir uns auch von unserer Reiseleiterin Angelika schweren Herzens verabschieden und traten den Heimweg in den schwülwarmen Kraichgau an.
Es war eine tolle Reise durch das Land Low & Highlands, die noch lange nachklingen wird.