Reisebericht Peru
09.07.-22.07.2024

Eine Reise nach Peru beginnt immer mit einer langwierigen Anreise, die meist auch noch mitten in der Nacht beginnt. Aber wer etwas Schönes erleben will, muss manchmal auch ein Opfer bringen.

Nach Haustürabholung mit Transfer zum Flughafen und Umstieg in Paris erreichten wir Lima, die peruanische Hauptstadt, um 19:30 Uhr Ortszeit, wo auch schon unser Reiseleiter Christian sehnsüchtig auf uns wartete.

Per Bus ging es durch das typische Verkehrschaos einer südamerikanischen Großstadt zum Hotel „El Tambo II“ im schönen Stadtteil Miraflores. „El Tambo“ war die Bezeichnung der Inkas für einen Rastplatz an einem Inkapfad.

Auf Grund der späten Ankunft verabredeten wir uns zum Abendessen im Restaurant des Hotels und gingen danach gleich zu Bett.

Spruch des Tages von Christian, der die positive Lebenseinstellung der Peruaner beschreibt:

Si no tengo nada, lo hare todo y lo hare de la nada
(Wenn ich nichts habe, mache ich alles und ich werde alles machen aus dem nichts.)

Ein leckeres Frühstück erwartete uns am Morgen in unserem Hotel und vor der Tür war der Himmel wie der „Bauch eines Esels“ in tristem grau. Der Reiseleiter holte uns um 09:00 Uhr ab, um uns seine Stadt zu zeigen. Die 10 Millionen-Metropole gliedert sich in verschiedene Stadtteile.

Der Stadtteil Miraflores ist das neue Zentrum der Stadt mit vielen Hotels, Geschäften und Restaurants. Hier wohnt es sich besonders schön, wenn man es sich leisten kann.
Sehr sehenswert ist der koloniale Stadtkern, der von Konquistador Francisco Pizarro im Jahr 1535 gegründeten Stadt. Sie war lange Zeit Hauptstadt des spanischen Vizekönigreiches Peru, welches bei seiner Gründung fast ganz Südamerika umfasste.

Der Plaza San Martin, benannt nach dem argentinischen General und Freiheitskämpfer Jose de San Martin, war mit seinen schönen Häuserfassaden ein erstes Highlight in der Altstadt.

Entlang der Fußgängerzone erreichten wir das Kloster San Francesco mit seiner historischen Klosterkirche im spanischen Kolonialstil. Die beeindruckende Klosteranlage aus dem Jahr 1546 wurde im Jahr 1646 durch ein Erdbeben schwer beschädigt. Neben wunderschönen Kassettendecken, Wandkacheln und einem Chorgestühl aus edlem Tropenholz konnten wir die Katakomben unter der Kirche besichtigen. Das war ein schauriges und gleichzeitig ergreifendes Erlebnis.

Das Museum „Larco Herrera“ im Stadtteil Pueblo Libre ist ein weiteres Highlight der Stadt, welches sich hinter dem „Goldmuseum“ nicht verstecken muss. Die Privatsammlung mit ca. 50.000 präkolumbischen Ausstellungsstücken beeindruckt durch Keramiken der Mochica-Kultur, Textilien und wertvolle Gold- und Silbergegenstände. Beeindruckend waren auch die ausgestellten Schädel, die Öffnungen in der Schädeldecke zeigen und somit beweisen, dass die alten Kulturen schon komplizierte Operationen am Kopf, beispielweise nach Kriegsverletzungen durchführten.

Im Innenhof des schönen Museums, dessen Gebäude aus der Zeit des 18. Jahrhunderts stammt, befindet sich ein Restaurant, welches uns schnell, aber nicht gerade günstig, ein Mittagessen zauberte.

Gegen Nachmittag verabschiedeten wir uns am nationalen Flughafen Lima von Christian und flogen weiter in die „weiße Stadt“ Arequipa.

Nach unserer Ankunft am späten Abend empfing uns die neue Reiseleiterin Inka ganz herzlich. Inka hat deutsche Wurzeln und ist im Alter von 10 Jahren mit ihren Eltern nach Peru gekommen. Auf der Fahrt zum Hotel „Tierra Viva“ im Zentrum erfuhren wir bereits vieles über die landwirtschaftlichen Produkte Perus, die wir am nächsten Tag auf dem Markt San Camillo sehen sollten.

Die „weiße“ Stadt Arequipa ist im historischen Zentrum aus weißem Tuffstein gebaut, daher der Name. Es könnte aber auch sein, dass der Name „weiße Stadt“ eine Doppeldeutigkeit besitzt, da in der Stadt früher nur ethnische Spanier leben durften.

Nach dem alle sich im Hotel „Tierra Viva“ eingefunden hatten, zogen einige Familienmitglieder und Inka los um den ersten Pisco Sour zu genießen. Auf einem schönen Balkon am Plaza de Armas mit Blick auf die schön beleuchtete Kathedrale war die Reiseglückseligkeit bei allen spürbar und wir freuten uns schon riesig auf den nächsten Tag.

Spruch des Tages:

“Si estás deprimido, estás viviendo en el pasado. Si estás ansioso, estás viviendo en el futuro. Si estás en paz, estás viviendo en el presente.”
(Falls Du deprimiert bist, lebst Du in der Vergangenheit. Falls Du ungeduldig bist, lebst Du in der Zukunft. Falls Du in Frieden mit Dir selbst bist, lebst Du in der Gegenwart.)

Ein wunderschöner blauer Himmel erfreute uns am nächsten Morgen und auf der Dachterrasse unseres Hotels konnten wir die Hausberge Arequipas (die Vulkane) Chachani (6075 m), Misti (5822m) und Picchu Picchu (5425) bestaunen.

Nach dem Frühstück lernten wir in der Lobby des Hotels noch unseren zweiten Reiseleiter Arnold kennen. Zusammen mit Inka führte er uns zum Markt von San Camilo.

Die Vielfalt des Angebots an Gemüse, Obst, Kräutern des Markts war für uns schier unüberschaubar. Eine sehr nette Obstverkäuferin war bereit uns einige exotische Früchte zum Probieren zu reichen. Auch der Aberglaube hat seinen Platz auf dem Markt: Arnold zeigte uns ein kleines Ekoko-Männchen, das für Reichtum und ein genussvolles Leben sorgen soll und seinen Platz in so manchem peruanischen Haushalt hat. Das Männchen schenkt seinen Zauber nur dann, wenn es mit Alkohol und Rauchopfern wohl gestimmt wird.

Unser Stadtrundgang durch Arequipa, für viele eine der schönsten Städte des spanischen Kolonialreiches, führte uns zur Iglesia la Compańia. Sie ist ein Musterbeispiel des Mestizenbarocks. Mit diesem Baustil versuchten die Spanier während der Kolonialzeit den Einheimischen, anhand von ihnen bekannten Symbolen, die katholische Lehre näher zu bringen. Besonders beeindruckte uns die Capilla de San Ignacio Loyola bei der Kirche. Dort schufen die Jesuiten mit großem missionarischem Eifer bunte, beeindruckend schöne Pflanzenornamente und Darstellungen von tropischen Tieren an der Kuppel und den Wänden der ehemaligen Sakristei.

Die Hauptsehenswürdigkeit Arequipas ist das einzigartige Kloster Santa Catalina. Diese Stadt in der Stadt, in der die Nonnen bis 1970 hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt waren, ist sehr pittoresk und alles sieht sehr nach Spanien aus. Allerdings wirkt das ehemalige Klosterleben der Nonnen mit Dienern und allerhand Annehmlichkeiten zusammen mit den strengen Klosterregeln aus heutiger Sicht eher bizarr. Reiche spanische Familien gaben ihre zweite Tochter früher regelmäßig ins Kloster. Das Kloster wurde im Jahr 1580 gegründet und es durfte nur eintreten, wer 2400 Taler (ca. 150.000,- €) Mitgift einzahlen konnte.

Nach der ausgedehnten Besichtigung erwartete uns ein kulinarischer Leckerbissen zum Mittagessen. Im historischen Ambiente des Restaurant „Zig Zag“ in der Nähe des Klosters führt ein deutsch-schweizerisches Ehepaar seine Gäste mit dem Gaumen durch die kulinarische Vielfalt Perus.

Zum Sonnenuntergang entführte uns Inka als kostenloses „topping“ in den Stadtteil Yanahuara. Die schönen Gässchen gefielen uns gut und der Blick durch die Arkaden hinüber zum Vulkan Misti im Abendlicht, sorgte für eine ganz besondere Stimmung, die auch von vielen auf Fotos festgehalten wurde.

Nach einem kleinen Snack wurden wir vor unserer Rückfahrt zum Hotel von einer Tanzgruppe auf ganz nette Weise von diesem Stadtteil verabschiedet.

Quechua Spruch: „Wer gut zuhören kann, wird auch viel lernen.“

Mit unserem neuen Busfahrer John ging es am nächsten Morgen raus aus Arequipa und wir kamen an den sogenannten „pueblos jovenes“ (junge Dörfer) vorbei. Diese Siedlungen sind nichts anderes als die Favaelas in Brasilien und resultieren aus der Landflucht vieler Peruaner auf der Suche nach einem besseren Leben in der Großstadt. Oft sichern dabei die Frauen mit ihren Kleingewerben die Familien ab. Durch die gute Kreditwürdigkeit der Frauen bei den Banken, können diese ihre Kleinunternehmen mit einem Kleinkredit aufbauen.

Inka erzählte uns viel über den Genuss von Cocablättern, vor allem ist sie sich sicher, dass die Wirkung der Blätter gegen die Höhenkrankheit hilft. Diese Hilfe konnten wir sehr gut gebrauchen, denn die Passstraße führte uns heute auf eine Höhe von knapp 5000 Metern und wir erreichten den Altiplano.

Während der Rast an einer typischen Gaststätte entlang der Überlandstraße intensivierten wir die Wirkung der Cocablätter noch mit Cocatee. Trotzdem hatte jeder bei der geringsten körperlichen Anstrengung fürs erste mit der dünnen Luft zu kämpfen.

Der Altiplano ist eine abflusslose Hochebene, die sich von Südperu bis nach Nord-Argentinien erstreckt und sich im Schnitt auf einer Höhe von 3600 m befindet. Nach dem Hochland von Tibet das zweitgrößte Hochplateau der Erde. Das Leben hier auf dem Hochplateau ist wegen der großen Höhe anstrengend und entbehrungsreich. Ackerbau und Viehzucht sind mehr schlecht als recht möglich.

Unterwegs konnten waren die „Kamele“ der Anden in freier Wildbahn beim Grasen beobachten. Es gibt neben den domestizierten Lamas und Alpacas die wildlebenden Guanacos und Vicunas, welche auf Grund ihrer sehr begehrten Wolle unter Schutz stehen. Während eines kurzen Stopps mit der Möglichkeit eines kurzen Spaziergangs, waren wir ergriffen vom intensiven hellblau des Himmels, dem Blick über die weite Ebene mit dem Vulkan Chachani am Horizont.

Wir folgten weiter der Landstraße in Richtung Juliaca auf der jede Menge Lastwagen unterwegs waren. Sie fahren für die vielen Minen in dieser Region.

Peru ist sehr reich an Bodenschätzen. Es gibt hier zum Beispiel das zweitgrößte Kupfervorkommen der Welt. Leider kann Peru kaum davon profitieren, da sich die Reichtümer des Landes meist in der Hand ausländischer Konzerne befinden. Die Regierungsvertreter sind korrupt und vergeben Konzessionen für den Bergbau an China und Kanada, weil man so schnell viel Geld abzweigen kann. Ca. 95% der Metalle und Mineralien gehen über ausländische Firmen ins Ausland und in Peru wird nichts verarbeitet.

Dazu passt der Spruch von Inka:

„In Peru ist alles genau wie in Deutschland geregelt, nur flexibler….“

Unterwegs verabschiedete sich unser 2. Reiseleiter Arnold von uns und wir bedankten uns für seine freundliche Art und seine kompetenten Erklärungen.

Kurz vor Erreichen unseres nächsten Besichtigungsziels „Sillustani“ kamen wir an einem Dorffest vorbei und Inka animierte uns auszusteigen und etwas zuzuschauen. Doch mit Zuschauen war es gleich vorbei und alle die ausgestiegen waren, wurden sofort zum Tanz überredet. Diesmal waren wir beliebte Fotomotive der lokalen Fotografen und jeder hatte seinen Spaß bis Inka uns wieder einsammelte.

Inka stellte bei den Chullpas de Sillustani unter Beweis, wie gut sie sich mit den alten Kulturen auskennt. Am beeindruckendsten ist der Chulpa de Largato (Grabturm der Eidechse) mit 12 Metern Höhe der höchste Grabturm Südamerikas. Die handwerklichen Fähigkeiten der damaligen Erbauer mit den passgenau gehauenen Steinen waren meisterlich. Wahrscheinlich wurden sehr hohe Persönlichkeiten der Colla Kultur und deren Familien dort bestattet.

Umrahmt vom schönen Umayo-See ist die gesamte Halbinsel sehr sehenswert.

Am Ufer des Sees konnten wir auch traditionelle Hochbeete sehen, wie sie schon zur Zeit der Aymaras genutzt wurden. Durch die ausgleichenden Eigenschaften des Sees konnte man so trotz frostiger Temperaturen Gemüse anbauen.

Wie zuvor auf dem Dorffest war die Neugierde der einheimischen Besucher der Grabstätte an uns Fremden groß und es machte viel Spaß zusammen mit ihnen für Fotos zu posieren.

Gegen Abend sahen wir den Titicacasee oder auch Andenmeer genannt. Der größte See Südamerikas. Bevor im Hotel „Sonesta Posada del Inka“ eincheckten, statteten wir noch Puno der größten Stadt am See mit einer bedeutenden Universität einen Besuch ab. Da Inka hier zuhause ist, konnte sie uns vieles über das Leben in dieser Stadt berichten. Besonders interessant war der Besuch auf dem Markt, wo sie uns wiederum viele interessante Früchte, Gemüse und andere Lebensmittel zeigen konnte. Inka war noch immer hoch motiviert und wollte der Familie gerne noch mehr von „ihrer Stadt“ zeigen. Aber alle waren von der Höhe und den kalten Temperaturen nach Sonnenuntergang erschöpft und so gingen wir direkt zum „Balcones de Puno“. Neben einem guten Abendessen, konnten wir noch eine schöne Folklorevorstellung erleben. Besonders beeindruckend waren die vielfältige und farbenfrohe Kleidung der verschiedenen Volksgruppen.

Ein strahlend blauer Himmel mit einigen Federwolken begrüßte uns am frühen Morgen. Der Titicacasee mit seiner besonderen Stimmung und den gigantischen Ausmaßen (etwa 1/5 der Schweiz oder 8300 km²) wartete auf uns. Mit einem „exklusiven“ Boot legten wir direkt am Steg des Hotels ab und fuhren zu den schwimmenden Inseln der Uros.

Die ersten Hochkulturen siedelten sich bereits um 1500 vor Christus am Titicacasee an.

Das Volk der Uros waren einst Jäger und Sammler. Deshalb waren sie geächtet. Sie flüchteten vor verfeindeten Volksgruppen auf den See und entwickelten eine eigene Lebensform. Grundlage ihrer Existenz sind die schwimmenden Inseln aus Schilfgras (totora=Binsen). Diese müssen ständig erneuert werden, da die unteren Schichten der Inseln recht schnell verrotten. Die einigen Hundert Uros, die noch auf den Inseln leben, ernähren sich von kleinen Fischen und Wasservögeln. Der Tourismus bildet eine zusätzliche Einnahmequelle. Die ankommenden Gäste werden auf die verschiedenen Familien verteilt und können deren Insel inklusive Schlafhütte besichtigen. Auf diesen feuchten und kalten Inseln zu leben ist für unsereins kaum vorstellbar.

Unser Boot nahm dann Kurs auf die Halbinsel Capachica.

Unser Gastgeber Felix vom Gästehaus „Samary“ empfing uns herzlich und in der wärmenden Sonne konnten wir uns bis zum Mittagessen noch etwas umsehen. Inka zeigte uns die Trachten des Dorfes und die Bedeutung der verschieden Kleider der Frauen an denen zu erkennen ist, ob eine Frau bereits vergeben ist oder nicht.
Während des Mittagessens mit peruanischer Hausmannskost und verschiedensten Teesorten verabredeten wir uns nach einer kurzen Pause zu einem „mittelschweren“ Rundgang.

Während des schönen Spaziergangs in der Nachmittagssonne kamen wir an einfachen Gehöften aus Adobe (Lehmziegel) vorbei und Inka führte uns in das einfache Leben der Quechua dieser Region ein.
Ein kleiner Hund gesellte sich zu uns und wollte sogar unbedingt mit auf unser Gruppenfoto am letzten Aussichtspunkt des Rundweges, von wo wir die schneebedeckten Königskordillieren in Bolivien gut sehen konnten.

Vor dem Abendessen spielten die Dorfmusikanten auf und zusammen mit der Gastfamilie wurde rund um ein Lagerfeuer hoch über dem Titicacasee getanzt. Ein ganz besonderer Moment der Reise.

Nach dem Abendessen zeigte uns Inka den phänomenalen Sternenhimmel mit Milchstraße und vielen Sternenbildern, die schon den Inkas heilig waren.

Dass die Nacht ohne Heizung auf dem Zimmer nicht gar zu kalt ausfiel, gaben uns Felix und seine Frau noch Plastikflaschen mit heißem Wasser mit auf die Zimmer – eine nette Geste.

Mit einem Kleinbus wurden wir am Morgen von Caoachica abgeholt. An der Landstraße wartete dann John mit dem größeren Bus auf uns und wenig später durchquerten wir Juliaca. In dieser Stadt mit einem sehr zwielichtigen Wirtschaftsmodell soll es weltweit das beste Kokain geben. Dies manifestiert sich an der großen Anzahl von Tankstellen in Juliaca. Diese dienen einerseits zur Geldwäsche und anderseits wird damit der hohe Bedarf an Benzin für die Kokainproduktion gedeckt.
Kurios sind die vielen Toilettenhäuschen auf dem Mittelstreifen der Hauptstraße. Da die Stadt quasi ohne Städteplanung entstanden ist, gibt es weder geteerte Seitenstraßen noch eine Kanalisation. Man begnügt sich für die Notdurft deshalb mit Toilettenhäuschen Marke „Plumpsklo“. Ist die Grube gefüllt wird das Häuschen einfach ein paar Meter weiter im Mittelstreifen neu aufgestellt.

In Pucara wurde unsere Kaffeepause zu etwas ganz Besonderem, denn jedes Jahr am 16. Juli wird dort ein großer Markt zu Ehren der Virgen del Carmen abgehalten. Obwohl der Markt noch gar nicht angefangen hatte, gab es vieles zu entdecken. Neben den großen und kleinen Dingen, die man hier auf dem Land braucht, gab es auch Stände mit Heilmedizin aus Ölen, Pflanzensäften oder Wurzeln.

Inka konnte uns mit ihrer Begeisterung und Achtung vor den Bergvölkern und deren Heilkunde, viel Wissenswertes berichten. Hier in den Bergen ist es noch weit verbreitet sogenannte Curanderos bei Krankheiten zu konsultieren. Diese Heiler fungieren seit vorkolumbischer Zeit als Mittler zwischen den Welten. Gerne werden mit Hilfe von schwarzen Meerschweinchen Krankheiten analysiert und auf das Tier für den Genesungsprozess übertragen.

Vor der Kirche, die aus kirchensteuerlichen Gründen nur eineinhalb Türme hatte, konnte man Opferkerzen mit verschiedenen Farben kaufen: unter anderem gab es rot für die Liebe, gelb für die Gesundheit oder auch grün für einen Geldsegen (grün für einen Dollarschein). Viele von uns holten sich eine Kerze mit der für die persönlichen Wünsche erforderlichen Farbe und entzündeten sie im Inneren der Kirche. Ob‘s etwas gebracht hat?

Die Fahrt durch die Landschaft des Altiplano ging weiter. Es ist mit seinen majestätischen Bergen und der Weite immer wieder ein überwältigendes Erlebnis – man fühlt sich dem Himmel nahe.

Am La Raya Pass (4350m) machten wir halt und konnten uns etwas die Beine vertreten und die Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel der Anden genießen. Schnell waren wieder die Straßenhändler mit ihren Souvenirs und Kunsthandwerk um uns versammelt.

Eine unvergessliche Attraktion der Reise war die Inkabrücke von Q`eswachaca. Seit 500 Jahren wird diese Brücke von den umliegenden Dörfern einmal im Jahr gebaut und über den Fluss Apurimac gespannt. Das Besondere ist, dass diese Brücke vollständig aus Gras besteht und die Konstruktion auf die Bauweise der Inkas zurückgeht. Stabil genug für 5 Personen + Lama und absolut erdbebensicher.

Auch diese Brücke war einst Teil des riesigen Wegenetzes (12-19.000 Kilometer), das die Inkas in ihrem riesigen Reich angelegt hatten. Per Stafettenläufer (Alter zwischen 15-19 Jahren) ging es auf Etappen von 5 km im Sprint von Station zu Station, um wichtige Nachrichten per Knotenschrift durchs Reich zu befördern. Bis zu 400 km weit an einem Tag.

Die Inkas waren die letzte Hochkultur Perus und deren Kultur wurde durch die Spanier nach insgesamt 14 Inkakönigen Zug um Zug ausgelöscht. Dabei umfasst die Bezeichnung „Inka“ sowohl das gesamte Volk im Allgemeinen sowie die jeweiligen Herrscher im Besonderen.
Der Legende nach stiegen um 1200 n.Chr. Manco Capac und seine Schwester-Gemahlin Mama Ocllo als Gesandte des Sonnengottes auf die Insel der Sonne im Titicacasee herab. Dort wo es ihnen möglich war einen „Stab“ mühelos in die Erde zu stecken, sollte die Hauptstadt des Reiches sein. Diese Stelle fanden Sie im 300 km nördlich gelegenen Cusco und in dieser Gegend war auch zunächst das Inka-Reich beheimatet. Erst 200 Jahre später expandierte das Inkareich und erreichte in der Hochphase kurz bevor die Spanier eintrafen seine größte Nord-Südausdehnung von über 4000 km. Die gottähnlichen Inkas und ausgewählte Adlige etablierten ein Feudalsystem, welches streng hierarchisch organisiert war. Vor allem die Untertanen mussten mit ihrer Arbeitskraft und Naturalien zum Erhalt der Gesellschaft beitragen.
Die Übernahme der fremden Reiche erfolgte oft zunächst mit einem friedlichen Übernahmeangebot, indem die örtlichen Herrscher die Regeln und die Inka als oberste Gottheit akzeptieren mussten. Falls dies von den feindlichen Herrschern abgelehnt wurde, übernahmen die Inkas den Staat mit Gewalt.

Am Abend erreichten wir die kleine Stadt Checacupe. Das Gästehaus „Casona de Checacupe“ war SEHR landestypisch. Die Zimmer waren abermals ohne Heizung und die angebotenen Behelfsheizungen konnten nur zum Teil eingesetzt werden. Trotzdem hatte die Unterkunft ihren Charme, da es ursprünglich ein Anwesen von Jesuitenpriestern war und die Zimmer schön um einen Innenhof des mehr als 120 Jahre alten Gebäudes angeordnet waren.

Die Inhaberin mit ihrer Tochter bereitete uns ein köstliches Abendessen, sogar eine Runde Pisco Sour zauberten die beiden aus ihrer kleinen Bar für uns hervor.

Nur ein Katzensprung war es am nächsten Morgen zur Ausgrabungsstätte Raqchi. Diese Tempelanlage wurde schon vor den Inkas erbaut und wurde von diesen später übernommen, da sie direkt an einem wichtigen Inkapfad lag.
Raqchi bietet neben den Tempelanlagen und den Wohnhäusern der Priester auch einen guten Einblick in die ausgeklügelte Lagerhaltung der Inkas an einer wichtigen Versorgungsstation. In den teilweise rekonstruierten Lagersilos konnten Mais und Quinoa jahrelang aufbewahrt werden.

Das Mittagessen im „Parador Turistico Feliphon“ bei Silustani war mit dem angebotenen Buffet sehr abwechslungsreich und wir konnten uns verschiedene peruanische Spezialitäten schmecken lassen.

Die Straße Richtung Yucay ging weiter bergab ins Tal des Rio Urubamba. Die beeindruckende Kolonialkirche von Andahuaylillas empfing uns mit großem Prunk. Sehr gut erhaltene Wandmalereien schmücken zusammen mit einem reich dekorierten Dachstuhl die Kirche. Inka konnte uns vieles über die Zusammenhänge der damaligen Kirchentheorie im Zusammenspiel mit den Kunstwerken und Gemälden erklären. Spektakulär war am Ausgang der „sixtinischen Kapelle der Anden“ der Weg zum Himmel und zur Hölle dargestellt.

Der Platz vor der Kirche mit seinen ausladenden Pisonay-Bäumen und dem Silberschmuckgeschäft wird uns ebenso im Gedächtnis bleiben.

Am Abend erreichten wir unser Hotel „Posada del Inca“ für die nächsten zwei Nächte.

Jetzt hieß es von Inka und unserem Fahrer John Abschied zu nehmen. Die beiden hatten sich bestens um uns gekümmert. John war ein zuverlässiger, besonnener Fahrer und von Inka hatten wir viel Wissenswertes über die verschiedenen Kulturen Perus erfahren. Genauso wichtig war es ihr gewesen das heutige Peru mit seinen Schönheiten, aber auch mit den gravierenden Problemen zu beleuchten.

Kalt war‘s beim Abendessen und deshalb ging es flugs ins warme Bettchen – auch um für den nächsten Tag fit zu sein.

Weisheit der Aymara: „Ohne die Liebe zur Erde werden wir keinen Platz im Himmel finden.“

Nach dem Frühstück wartete im Foyer des Hotels unser neuer Reiseleiter Ivan, der uns bis zum Ende der Reise begleitete.

Vor der Tür stand ebenfalls unser neuer Fahrer Ifraim (der Fruchtbare) mit seinem Bus bereit, um uns nach Ollantaytambo zu bringen.

Diese Inka-Festung wurde nie fertiggestellt, spielte aber während eines Aufstandes der Inkas gegen die Spanier eine wichtige Rolle, da sich Manco Capac nach der erfolglosen Belagerung von Cuszco, hier her zurückzog und einen Angriff der Spanier abwehren konnte.
Auf dem riesigen Areal bauten die Inkas Verwaltungs-, Landwirtschafts-, Militär- und religiöse Einrichtungen von überwältigender Größe und einer einzigartigen Lage.

Die Inkas erwählten die Orte für die Erbauung ihrer Tempel nach den Zeichen ihrer Götter, die auf bestimmte Stellen hinwiesen. In Ollantaytambo beispielsweise erkennt man an einem Berghang sehr deutlich ein sich vom Felsen abhebendes Gesicht.

Wir fuhren weiter durch das „Heilige Tal der Inkas“ mit seinen jahrhundertealten Terrassen und fruchtbaren Böden.

Als wir auf dem Dorfplatz in der Gemeinde Ccaccacollo ankamen, wurden wir von einigen Frauen in typisch peruanischen farbenfrohen Trachten mit traditionellen Musikinstrumenten wie z.B. einer Muschel begrüßt. Wir wurden zur Kooperative geführt in der die Dorffrauen Touristen empfangen, um ihnen ihr Webhandwerk von der Wolle bis zum Endprodukt zu zeigen. Durch den Verkauf dieser hochwertigen Produkte haben sich die Frauen einen Nebenerwerb geschaffen, der mithilft viele Inka-Traditionen zu erhalten.
Die Reisefamilie war erstaunt wie ganz ohne Chemie die Wolle gewaschen, gefärbt, gesponnen und dann gewoben wird. Die Präsentation wurde von den sehr sympathischen Damen auf Quechua gesprochen und von „Papi“ Ivan übersetzt.

Ein sehr leckeres Mittagessen erwartete uns im Restaurant „Parwa“ in Huchuy Qosqo. Als wir zuvor durch die sehr ländlich geprägte Gegend fuhren, überraschte uns das sehr schön gestaltete Restaurant äußerst positiv. Das Essen wurde in einem Erdloch gegart und war sehr lecker. Einige von uns tranken dazu eine Chicha Morada. Ein Mais-Getränk, welches schon zur Inka-Zeit getrunken wurde und ein sehr gesundes alkoholfreies Erfrischungsgetränk ist, sofern es frisch zubereitet wird.

Im schönen Städtchen Pisac besuchten wir zunächst eine Silberschmiedewerkstadt und lernten viel über die Herstellung von Silberschmuck. Wir schlenderten durch die Einkaufsstraße des Ortes, kamen an einem Hinterhof vorbei, wo es einem jahrhundertealten Holzofen zum Brotbacken gibt. Danach stiegen wir wieder in den Bus und fuhren zu unserm Hotel zurück.

Nach dem Abendessen mussten wir wieder unsere Koffer packen und wir stimmten uns auf den Höhepunkt unserer Rundreise ein: Das sagenumwobene Machu Picchu!

Weisheit der Quechua: „die Lüge verschwindet, die Wahrheit lebt für immer.“

Früh mussten wir an diesem Tag aufstehen, aber es sollte sich lohnen. Schon die Zugfahrt
Machu Picchu Ollantaytambo nach Aquas Calientes ist ein einmaliges Erlebnis. Es geht bergab durch eine immer urwüchsigere Landschaft mit terrassenförmigen Hügeln, Gebirgsbächen und schneebedeckten Andengipfeln.

Auch wenn man bis heute nicht genau weiß, warum die Inkas diese Stadt gebaut haben:
Jeder, der diesen Ort zum ersten Mal erblickt, spürt sofort dessen Magie.

Die Lage hoch über dem Urubambafluss umgeben von einer gigantischen Bergkulisse, weist viele astronomische Besonderheiten auf. Die Anlage ist so ausgerichtet, dass die Sonne im Schnittpunkt von zwei gedachten Linien zwischen Sonnentor und eines markanten Einschnittes im umliegenden Gebirge zwischen Sommersonnenwende und Wintersonnenwende hin- und herpendelt.
Entsprechend konnte der für die Landwirtschaft sehr wichtige Tag der Sonnenwende genau bestimmt und anhand weitere Schnittlinien sogar überprüft werden. Auch die Häuser sind so angeordnet, dass sie ein Maximum an Sonne und damit Wärme einfangen konnten.

Die Astrologie war auch die Grundlage für die Naturreligion der Inkas.
Der Sonnengott war die höchste Gottheit und die Inkas, also die jeweilige Herrscher, waren sein Sprachrohr. Gold verehrten die Inkas als Tränen der Sonne und Silber als die des Mondes.

Gebaut wurde Machu Picchu (alter Berg) während der Hochphase des Inkareiches. Es blieb eine unvollendete Stadt, obwohl es von den Spaniern nie entdeckt wurde.
Erst 1911 erforschte der US-Amerikaner Hiram Bingham Machu Picchu eingehend, da er glaubte die letzte Inka-Stadt Vilcabamba mit vielen Schätzen aus Cusco entdeckt zu haben. Lange galt Bingham als erster Wiederentdecker von Macchu Pichu, heute weiß man, dass der deutsche Forscher und Goldschürfer August Berns bereits 1874 die Anlage entdeckt hatte.

Während der Führung durch die Ruinen gelang es Ivan uns die Fähigkeiten und Lebensweise der Inkas auf sehr anschauliche Art näher zu bringen.
Besonders freute er sich, wenn wir zu seinen Ausführungen Rückfragen hatten. Voller Begeisterung bedankte er sich immer wieder bei uns dafür, indem er laut ausrief: Das ist eine SEHR GUTE FRAGE!

Die verschiedenen Bereiche von Macchu Pichu lassen sich in einen oberen und unteren städtischen Sektor mit Wohnungen, Tempeln, heiligen Stätten usw. sowie einen oberen und unteren landwirtschaftlichen Sektor unterteilen. Heutzutage spielt diese Einteilung keine Rolle mehr. Der Touristenstrom ist über alle Sektoren ununterbrochen unterwegs, nur bei Lama-Gegenverkehr kommt er da und dort zum Stillstand.

Als wir am Nachmittag wieder in Aquas Calientes zurück waren, bummelten wir noch etwas durch die Gassen des Ortes um uns mit Souvenirs einzudecken.

Für das Abendessen hatte uns Ivan ein nettes Restaurant in Aquas Calientes herausgesucht und alle waren noch hellauf begeistert von den Eindrücken des Tages.

Zitat von Tupaj Amaru, dem letzten Inka-König:
„Soy como el árbol que crece sobre la peña, cuanto más me azota el viento, más hundo mis raíces.“
(Ich bin wie ein Baum, der auf einem felsigen Steilhang wächst. Je mehr der Wind an mir zerrt, je tiefer gehen meine Wurzeln.)

Machu Picchu ist mit Sicherheit die schönste Stadt, die von den Inkas erbaut wurde. Die Lage ist spektakulär, umflossen vom heiligen Fluss „Urubamba“ und dass die Anlage solange im Dornröschenschlaf die Zeit überdauert hat, zeugt von der Genialität ihrer Erbauer.

Man muss es erlebt haben – am besten zweimal.

War es am Tag zuvor während unserer Besuchszeit am Mittag stellenweise sehr voll auf der Anlage, machte der frühe Eintritt zur Anlage um 06:00 Uhr Hoffnung darauf dieses Meisterwerk der Inkas ohne eine große Menschenmenge bestaunen zu können.

Ivan führte uns an eine bestimmte Stelle der Anlage, wo wir an diesem Morgen die Sonne zwischen einer „Kerbe“ auf dem Berg San Miguel (Wiskacha) aufgehen sehen konnten. Dieser Punkt hatte für die Inkas eine ganz besondere Bedeutung, da sie am Tag der Wintersonnenwende vom Sonnentempel aus die Sonne genau an diesem Punkt aufgehen sahen und der Sonne huldigten. Mit etwas Fantasie konnten wir uns an diesem Morgen in diesen Moment hineinversetzen und ihn als einzigartiges Reiseerlebnis in unsere „Schatzkiste“ legen.

Die Rückfahrt im 1. Klasse Tanzwagen mit Liveband wurde von vielen genutzt um das Tanzbein zu schwingen. Alle anderen genossen abermals die grandiose Aussicht durch die Panoramafenster unseres Zuges. Für Abwechslung sorgte zusätzlich noch eine Modenschau und man muss schon voller Bewunderung feststellen, welch talentiertes Zugpersonal Perurail hat. Neben den üblichen Tätigkeiten der Fahrkartenkontrolle waren alle tolle Tänzer und konnten sich auch als Model‘s durchaus sehen lassen.

Die Gemeinde Huilloc war unser nächstes Ziel. Es ging weit in ein Seitental des Urubambaflusses hinein bis wir in dem kleinen Bergdorf ankamen. Hier scheint die Zeit still zu stehen und man kann leicht erkennen, dass die Menschen dort nur mit dem Allernötigsten ausgestattet sind. Trotzdem war der Empfang freundlich und sehr herzlich. Nach einem guten Mittagessen und wohltuenden Tee wurden wir erstmal eingekleidet. Einige Musikinstrumente wurden hervorgeholt und schon wurde reihum getanzt. Besonders die jüngsten Dorfbewohner hatten großen Spaß dabei. Tanz ist ja bekanntlich die beste Art sich anzunähern und so waren wir schnell keine Fremden mehr. Die Familie wurde jetzt nach Geschlecht aufgeteilt und die Männer zogen los aufs Feld während die Frauen mit dem Vorbereiten des Picknicks beschäftigt waren.

Für uns waren die Rituale fremd, bei denen mit Orangen, Cocablättern und Maisbier der „Pachamama“ (Mutter Erde) im Vorfeld der Feldarbeit gehuldigt wurde. Ungewöhnlich waren auch die Bodenbearbeitungsgeräte, die sicher seit Jahrhunderten so im Einsatz sind.

Gerne bedankten wir uns für die schöne Zeit im Dorf, indem wir kurz vor der Abfahrt noch etwas vom angebotenen Kunsthandwerk abkauften.

Gegen Abend erreichten wir den Nabel der Welt, die Hauptstadt des ehemaligen Inkareiches: Cusco.

Da in der näheren Umgebung kein gutes Restaurant auffindbar war, aßen wir kurzerhand im Hotel und gingen am Ende dieses schönen Tages glücklich mit vielen schönen Erinnerungen an Macchu Pichu ins Bett.

Spruch des Tages:
„Casarte con una mujer que cocina rico – la belleza algun dia acaba, el hambre no“
„Heirate eine Frau, die gut kochen kann, denn Schönheit vergeht eines Tages, aber der Hunger bleibt.“

Unser Programm musste wegen eines Streiks auf dem Plaza de Armas angepasst werden, deshalb traf sich ein Teil der Familie um 10:00 Uhr zu einem Stadtbummel und die Besichtigungen laut ursprünglichem Programm wurden auf den Nachmittag verschoben.

Am Morgen erklommen wir das Künstlerviertel „San Blas“ mit seinen vielen Galerien und Kunsthandwerksläden. Am Ende des Aufstiegs erreichten wir die gleichnamige Kirche, die leider verschlossen war. Sehr schade, befindet sich doch im Inneren eine der schönsten geschnitzten Holzkanzeln weltweit.

Nach einer kurzen Verschnaufpause liefen wir weiter Richtung der Plaza de Armas. Je näher wir diesem kamen umso mehr Demonstranten versammelten sich und am Platz selbst war bereits eine ausgewachsene Demo im Gange. Vorsichtshalber verzogen wir uns ins nahegelegene „Star Bucks“. So konnten wir aus der 2. Etage und sicherer Entfernung das Treiben beobachten.

Auf dem Rückweg zum Hotel sprachen wir mit einer Demonstrantin, die sich sehr über die dramatisch schlechten Lebensbedingungen der meisten Peruaner beklagte, während einige Wenige sich durch Korruption die Taschen vollstopfen. Peru ist eigentlich ein reiches Land und wenn man die Missstände und ungerechte Verteilung des Vermögens anklagt, wird man nicht selten mit Gewalt zum Schweigen gebracht.

Zu Beginn unsere Städtetour besuchten wir die Iglesia (Kirche) de Santo Domingo.
Es ist weniger die Ordenskirche, die wir uns genauer ansehen wollten, sondern das, was erst ein schweres Erdbeben im Jahr 1950 wieder freilegte: Die Überreste der Grundmauer der Coricancha, des goldenen Hofes.
Die Coricancha war der heiligste Ort der Inka und den ebenfalls dort befindlichen Sonnentempel durften nur die Adeligen barfuß, zum Zeichen der Demut mit einem Bündel auf dem Rücken und den Anweisungen des Hohepriesters folgend, betreten. An dieser Stätte wurden Hochzeiten, Krönungen, Bestattungen und andere Riten von großer Bedeutung abgehalten. Die Innenräume waren mit Goldfolie bedeckt und auf großen goldenen Scheiben wurden die Sonne, Mond, Sterne und viele weitere Götter der Inka dargestellt.
Allein das feinste Mauerwerk ist faszinierend: Die riesigen Mauersteine aus Trapezen, Quadern und Kreisen sind millimetergenau gemeißelt, sodass nicht einmal ein Fingernagel dazwischen passt und deshalb auch absolut Erdbebensicher.
Ebenfalls hier befand sich der heilige Garten, in welchem goldene Figuren von Menschen, Tieren und Pflanzen aufgestellt waren. Bei der Verwendung von so viel Gold muss man wissen, dass dies keine Zurschaustellung von Reichtum war, sondern ausschließlich religiöse Gründe hatte.

Man kann sich leicht vorstellen, dass beim Anblick dieser unglaublichen Menge des Edelmetalls bei den Spaniern alle „Sicherungen“ durchbrannten und sie in einer Art „Goldrausch“ die ganze Stadt plünderten und zerstörten. Sie hatten ihr „El Dorado“ gefunden, die sagenhafte Stadt des Goldes. Es wurden – wie überall im Land – die Kunstschätze aus Gold nicht nur gestohlen, sondern auch in handlichere Barren eingeschmolzen, damit man sie besser nach Europa transportieren konnte. So waren die unermesslich wertvollen Kulturschätze der Inka für alle Zeit verloren.

Wir verließen den Inka-Sonnentempel Coricancha in Richtung Plaza de Armas.

Der Plaza de Armas zählt zu einem der schönsten Plätze der Welt und wird augenscheinlich seinem Ruf gerecht. Zuvor von den Inkas Huacaypata, Ort der Freude genannt, ist dies das Herz der Stadt.

Früher von goldenen Tempeln gesäumt, mit feinem weißen Sand bedeckt und mit einer schweren Goldkette begrenzt, strahlt der Platz auch heute noch viel Erhabenheit aus.

In der Kathedrale selbst, deren Bau über 100 Jahre in Anspruch genommen hat und die im Jahre 1654 fertig gestellt wurde, befindet sich eine Unmenge an Gemälden. Mehr als 400 Bilder der sogenannten Escuela Cusquena schmücken das Gotteshaus, darunter auch das berühmte Werk, auf welchem Jesus zum letzten Abendmahl ein gegrilltes Meerschweinchen verzehrt.

Obwohl die Kirchgänger allesamt katholisch sind, ist doch vieles anders als bei uns: So entdeckten wir unter den Sitzbänken beispielweise Cocablätter mit denen die Einheimischen „Pachamama“ (Mutter Erde) gütlich stimmen wollen und in einem Seitenaltar wird das Wohlwollen des Christuskinds mit reichlich Spielzeug erbeten.

Weiter ging es zum Ruinenkomplex Sacsaywaman.

Unter dem 10. Inka Tupac Yupanki wurde im 15. Jahrhundert mit dem Bau des gigantischen Bauwerks begonnen. Angeblich haben zwischen 20.000 und 40.000 Menschen 70 Jahre lang an seiner Fertigstellung gearbeitet. Wahrscheinlich hatte der Komplex zunächst eine eher religiöse denn eine weltliche Bedeutung. Der Haupttempel sollte die Zähne des imaginären Pumas, dessen Körper die Stadt Cusco bildete, darstellen.

Tonnenschwere, gigantische Steinblöcke, von denen man bis heute nicht weiß, wie sie eigentlich hierher transportiert wurden, bilden in Sacsaywaman drei monumentale Ringmauern.

Den Spaniern diente Sacsayhuaman nach deren Sieg über Manco Inka nur noch als Steinbruch. Doch sie konnten nur die kleineren Steine benutzen, die großen waren ihnen viel zu schwer für einen Transport.

Heute wird in den Ruinen von Sacsayhuaman jedes Jahr am 24. Juni das Init Raymi gefeiert. Das Fest sollte eigentlich am 21. Juni, der Wintersonnenwende stattfinden, doch die Spanier versuchten mit dem Tag von Johannes dem Täufer einen Ersatzfeiertag einzuführen. Wurde das Datum von der indigenen Bevölkerung auch angenommen, so ist es nun doch der Sonnengott Inti, der vom 21. bis zum 24. Juni gefeiert wird und kein katholischer Heiliger.

Puka Pukara war unser nächster Halt. Zu sehen sind immer noch die Grundmauern der ehemaligen Festung sowie von Vorratskammern und Speichern.

Doch nicht nur als Festung soll Puka Pukara gedient haben, sondern auch als Jagdschloss und als Raststation für müde Stafettenläufer, welche Nachrichten oder Waren für den Inka von weit her im Laufschritt transportiert haben. Den Inkapfad, den die Läufer benutzten, kann man immer noch als dünne Linie auf den gegenüberliegenden Hängen erkennen.

Etwas weiter unterhalb der roten Festung gibt es eine weitere Sehenswürdigkeit, zu der wir in wenigen Minuten mit dem Bus gelangten.

Q’enqo ist nicht für seine Schönheit bekannt, dafür ist es eine umso interessantere Stätte. Wie bei den meisten Ruinen oder Ausgrabungen der Inkazeit ist man auch bei Q’enqo nicht ganz sicher, was es einmal gewesen ist.

Q’enqo bedeutet auf Quechua „das Gewundene” und weist wohl auf den sich windenden Pfad hin, der durch Steinruinen und Höhlen führt. Es ist anzunehmen, dass es sich um einen Ort handelt, der mit dem Totenkult in Zusammenhang steht und in den Nischen und auf den Sitzen, welche in den Höhlen ausgearbeitet sind, zu den Riten Mumien aufgestellt wurden.

Am Eingang der Höhlen findet sich ein großer, behauener Steinblock, der einem Puma ähnelt. Hier sollen sich die Verstorbenen von der Oberwelt abgemeldet haben, bevor sie ins Reich der Toten eingetreten sind. Auch einige Kanäle und Rinnen gibt es, in welchen wahrscheinlich Blut oder andere Flüssigkeiten geopfert und in das Innere der Höhlen geleitet wurden.

Was auch immer Q’enqo einmal gewesen sein mag, es überkommt einen jedenfalls ein leicht mulmiges Gefühl, während man durch die Höhlen geht und sich entlang des gewundenen Pfades bewegt.

Am Abend wurden wir als Ausgleich für den einen oder anderen Mangel bei den Hotels von der lokalen Agentur zu einer Dinner Show mit peruanischen Tänzen und Musik eingeladen. Es wurde ein sehr schöner Abend und Ivan war als Eintänzer wieder in seinem Element.

Wer wollte blieb in Cuzco um diese faszinierende Stadt einen weiteren Tag auf sich wirken zu lassen oder ein paar Einkäufe zu erledigen. Auf alle anderen wartete am letzten Tag der Reise ein weiteres unvergessliches Abenteuer. Mit einer Höhe von 5150 Metern über dem Meer stellte der Vinicunca (Rainbowmountain) auch im wörtlichen Sinn den absoluten Höhepunkt der Reise dar.

Sehr, sehr früh wurden wir abgeholt. Nach einem kleinen Nickerchen im Bus und einem guten Frühstück unterwegs, kamen gegen 08:00 Uhr am Parkplatz unterhalb des Vinicunca an. Je nach Gusto konnte die Strecke bis zum Berg per Muli oder zu Fuß überwunden werden. Es eröffneten sich grandiose Panoramen mit Gletschern, weiten Tälern und immer wieder ging der Blick hoch zum „montana de siete colores“ wie der Berg auf Spanisch (Berg der sieben Farben) genannt wird.

Trotz der großen Menschenmenge, die oben mit uns den grandiosen Anblick der farbigen Gesteinsformationen teilte, war es ein ergreifender Moment diesen fantastischen Ausblick zu sehen und die Atmosphäre so hoch oben zwischen Himmel und Erde wahrzunehmen. Unvergesslich!

Das Programm dieser Reise sollte mit einem Abschiedsessen in einem schönen Restaurant am Hauptplatz von Cuzco zu Ende gehen. Wir ließen uns noch einmal die köstliche peruanische Küche, umrahmt von landestypischer Musik, schmecken. Die Gruppe bedankte sich ganz herzlich bei unserem gleichermaßen sympathischen und kompetenten Reiseleiter Ivan.

Nach dem Abendessen grüßte uns der Inkakönig Pacha Kuteq, der auf dem Brunnen des Plaza de armas thront, zum Abschied.

Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von unserem Busfahrer und von Ivan am Flughafen von Cuzco mit den besten Wünschen für die Zukunft. Via Lima und Paris errichten wir pünktlich am nächsten Morgen die Rhein-Main-Metropole Frankfurt.

Die Reise durch eines der faszinierendsten Länder dieser Erde war nach dem Haustürtransfer zu Ende. Die vielfältigen Eindrücke werden noch lange nachwirken und manches wird unvergesslich bleiben:
Die meist einfachen Verhältnisse der Menschen, die uns gegenüber doch immer so außerordentlich gastfreundfreundlich und fröhlich waren. Die atemberaubenden Landschaften des Altiplano und der Anden. Zum einen im übertragen Sinn bezüglich der Schönheit, zum anderen wegen der dünnen Luft dort oben, wo man sich dem Himmel so nahe fühlt. Die unzähligen Sehenswürdigkeiten der alten Kulturen sowie der Kolonialzeit haben uns begeistert. Doch über allem steht die mächtige und äußerst beeindruckende Inkakultur mit ihrer Hauptsehenswürdigkeit Machu Picchu – der wohl magischste Ort dieser Erde.

Viva Peru!

Diese Reise wurde begleitet von:

Wolfgang Heinzmann

Begleiter