Eine Woche voll wundervoller Eindrücke
An einem Mittwochmorgen hieß es für 18 Reiselustige Menschen, die aus der ganzen Region von Heidelberg bis Bretten kamen, sehr früh aus den Federn zu steigen. Die Abholung erfolgte vor der Haustür und dann ging es auf der um diese Zeit noch freien Autobahn nach Frankfurt. Da alle schon eingecheckt waren, mussten nur noch die Koffer aufgegeben werden und dann gab es noch genügend Zeit, sich bei einem Kaffee und einem Frühstück schon etwas kennenzulernen. Der Lufthansa-Flieger hob ab und mit nur wenig Verspätung kamen wir in Dublin – der Hauptstadt Irlands -an. Schon vom Flugzeug aus konnten wir sehen, wie grün diese Insel ist. „Cead mile failte“ Willkommen, sogar 100.000 Mal lautet der irische Willkommensgruß auf gälisch, die zu den keltischen Sprachen gehört und uns von nun an überall auf allen Schildern begegnen sollte.
Die durchschnittliche Temperatur im Juni liegt bei 16,4 Grad und so waren wir genau im Plan. Ein toller Start in den Tag war, dass alle Koffer komplett angekommen waren – die Investition in ein anderes Modell hatte sich gelohnt.
Am Gate erwartetet und schon der Reiseleiter Guido Seiler, ein Deutscher, der aber schon seit vielen Jahren in der Nähe von Dublin lebt. Busfahrer Connor, sollte uns nun die ganze Zeit sicher über die grüne Insel fahren und war mit seiner zurückhaltenden und zuvorkommenden Art und seinem Humor sofort sehr sympathisch. „We suffered – Wir haben wirklich gelitten“, erzählte er, denn es war in der Woche zuvor ungewöhnlich heiß gewesen. Der Mercedes Bus war erst 5 Jahr alt und topp in Schuß, sogar mit Ladebuchse für das Handy. Daß man am Nummernschild erkennen kann, wann ein Auto zugelassen ist, erklärte uns Guido und dass sich das System im Jahr 2013 änderte, ließ schon darauf schließen, dass die Iren etwas abergläubig sind. Sonst hätte 13 auf dem Nummernschild gestanden. Es ist schon praktisch, dass man beim Flug in die Greenwichtime-Zone eine Stunde gewinnt, denn so hatten wir nun Zeit bei einer Stadtrundfahrt schon einmal die Metropole zu erkunden.
Guido zeigte uns bereits vom Bus aus viele Sehenswürdigkeiten wie das Dublin Castle aus dem 13. Jahrhundert, die St. Patricks-Cathedral, das Postgebäude als Wiege eines Aufstands und das berühmte Trinity College. Die Stadt liegt an der der Mündung des Flusses Liffey. Wir erfuhren schon viel über die Stadt und die Menschen und sahen immer wieder die berühmten „Doors of Dublin“, die Türen, die Hausherren auch ohne Hausnummer nach ein paar Guinness wiedererkannten. Zum Mittagessen ging es nun in die beliebte Fußgängerzone, wo es vor allem leckere Sandwiches gab. Hier konnten wir natürlich schon einen ersten Straßenmusiker hören, die in dieser Stadt obligatorisch sind. Dann kam auch schon das große Highlight des Tages. Das Guinness Storehouse liegt auf einem riesigen Areal im Herzen der St. James’s Gate Brewery. Eine Warteschlange gab es nicht, da alles vorgebucht war und dank einer Führung per Kopfhörer konnten wir alle im eigenen Tempo die 6 Stockwerke erkunden. Schon im Erdgeschoß gab es das größte Pintglas der Welt zu sehen und spektakuläre Wasserspiele. Wir erfuhren alles über die Geschichte des Nationalgetränks, das es in dem wunderschönen Glas entweder als Half oder Pint gibt. Arthur Guinness, am 24. September 1725 geboren, braute als Landverwalter für den anglikanischen Erzbischof von Cashel Bier für die Arbeitskräfte des Gutes. Mit 27 Jahren pachtete er die Brauerei am St. James Gate für 9000 Jahre mit einem jährlichen Pachtzins von 45 Pfund. 21 Kinder hatte er mit seiner Frau Olivia, von denen 10 das Erwachsenenalter erreichten und die berühmte Guinness-Dynastie begründeten. In der höchsten Bar von Dublin in 7. Stock konnten wir bei einem spektakulären Blick nun mit einem Gutschein das Guinness genießen und es war gut, dass wir eine Grundlage hatten. Allen schmeckte es hervorragend und die Laune hätte nicht besser sein können. Danach ging es auch schon in das Academy Plaza Hotel, das direkt an einer großen Einkaufsstraße im Herzen Dublins liegt. Die Zimmer waren, wie in einem Stadthotel üblich, etwas kleiner, aber sehr gemütlich und im inzwischen sommerlich warmen Dublin, glücklicherweise klimatisiert. Das gemeinsame Abendessen, bei dem wir zwischen verschiedenen Vorspeisen, Hauptspeisen und Desserts wähle durften, war richtig lecker. So wurden wir mit gebackenem Hechtfilet oder Hühnerbrust überrascht. Die Gruppe am Nachbartisch war bestens gelaunt und versuchte alles zu übertönen, aber wir hielten gut mit. Ein richtig langer Tag ging zu Ende, aber trotzdem hatten einige noch die Kondition in ein großes Pub zu gehen, das sich direkt neben dem Hotel befindet. Dort gab es Livemusik und wir konnte an der langen Bar anfangen, uns durch die vielen Biersorten wie The Hop House Lager durchzusüffeln, die es an unzähligen Tubs gibt oder einen Whisky Sour oder pur. Wir sangen „Irish Rover“, das ja mit der Melodie „An der Nordseeküste“ auch in Deutschland bekannt ist und sanken müde ins Bett
Wir entdecken die Metropole mit Molly Melone und James Joyce
Am nächsten Tag erwartete uns ein schönes Frühstücksbuffet, das in Irland ja sehr reichhaltig ist und dann ging es noch einmal hinein in die Metropole. Der Weg führte uns natürlich erst einmal zum Wahrzeichen der Stadt in der O’Connell Street. „The Spire“ übersetzt Spitze. Eigentlich heißt es Monument of Light, Denkmal des Lichts und ragt ganze 121.2 Meter in den Himmel. Sie steht seit 2003 genau dort, wo am 8. März 1966 von abtrünnigen IRA-Mitgliedern die Nelson- Säule gesprengt wurde und Guido erklärte uns deren Beweggründe. Eigentlich hätte das 126 Tonnen schwere Stahlkoloss zur Jahrtausendwende fertiggestellt werden sollen, aber es dauerte 3 Jahre länger. Das Licht an der Spitze kann bis zur Dublin Bay wahrgenommen werden. Viel wichtiger ist es ja immer, welche Spitznamen die Bevölkerung auswählt und so erfuhren wir, dass es sich hier auch um den „Stiletto in the Ghetto“ oder auch „Stiffy by the Liffey“ handelt. Es handelt sich bei dem 4 Millionen Euro Bauwerk um einen Treffpunkt der Jugend und überhaupt merkten wir, dass es viele Junge Leute in Dublin gibt. Eines der berühmtesten Bücher über Dublin ist Ulysses von James Joyce. Es gilt nicht nur als sein bedeutendster Roman, sondern überhaupt als richtungsweisend für den modernen Roman und so hörten wir den Namen öfters auf unserer Reise. Joyce beschreibt in 18 Episoden einen einzigen Tag im Leben des Leopold Bloom, seines Zeichens Anzeigenaquisiteur bei einer Dubliner Tageszeitung. Erstmals wurde der Monolog, der sogenannte Bewußtseinstrom zentrales Element eines Romans. Wir besuchten ein Monument des Dichters, das am Bloomsday 1990 errichtet wurde. Allein, dass ein Tag nach dem Protagonisten gefeiert wird, zeigt wie wichtig James Joyce für Irland ist. Ein weiterer wichtiger Stopp war das Hauptpostamt Dublins ebenfalls in der O’Connell Street. Natürlich war es nicht das 1818 fertiggestellte neoklassizistische Gebäude, das interessant war, sondern als Schauplatz des sogenannten Osteraufstands 1916. Damals hatten einige hundert Freiheitskämpfer die englische Besatzungsmacht herausgefordert. Obwohl der Aufstand – mit Patrick Pears als Anführer – der Rebellen niedergebombt wurde, sehen Historiker in ihm den bedeutendsten Schritt Irlands auf dem Weg in die Unabhängigkeit. Natürlich erfuhren wir an der Daniel O’Connell Statue dann auch einiges über diesen wichtigen Politiker, der den Beinamen „The Liberator, also Befreier, trug und sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Gleichberechtigung der Katholiken und die Aufhebung der Union zwischen Irland und Großbritannien einsetzte. Sie steht an der ebenfalls nach ihm benannten Brücke, aus Portland-Sandstein und bei einem Exkurs über Brücken, erklärte uns Guido, dass die Half-Penny-Bridge so heißt, weil man diesen Betrag damals als Wegzoll zahlen mußte. Dann konnten wir auch endlich das erste Gruppenfoto machen, noch in Jacken, für das natürlich die Statue von Molly Malone an der Ecke Grafton Steet mit kräftig polierten Brüsten, idealer Hintergrund war. Guido erzähle uns die ganze Geschichte dieser Fischverkäuferin auf dem Markt. Weltberühmt wurde Molly Malone durch das irische Volkslied „Cookies and Mussels“, das als inoffizielle Hymne Dublins gilt und ein sehr trauriges Ende hat. Erwin konnte das Lied mit Guido perfekt intonieren und wir sollten es noch einige Male singen. Jetzt ging es aber zunächst noch einmal auf die Spuren von James Joyce, an dem man in Dublin ja einfach nicht vorbeikommt. Einen ausgiebigen Stopp machten wir in Sweny’s Apotheke. Hier ist alles seit dem victorianischen Zeitalter stehengeblieben und schon die schwarz-weiße Hausfassade sticht hervor. Der Pharmacist P.J. Murphy im weißem Kittel und Fliege empfing uns überaus charmant und freundlich. Ob wir wirklich die ersten Besucher an diesem Tag waren, wissen wir nicht, auf jeden Fall wurden wir wie diese behandelt. Er erzählte uns, dass Leopold Bloom damals Zitronenseife kaufte, die auch heute noch genauso hergestellt wird. Er hatte jede Menge Geschichten parat, die Guido übersetzte und noch heute werden von der literarischen Gesellschaft Lesungen von „Ulysse“ in allen Sprachen gehalten. Er griff zur Gitarre und sang uns ein Lied, während wir uns in der Mischung aus historischer Apotheke und Antiquariat umsehen konnten. Auch Oscar Wilde, ein weiterer berühmter Schriftsteller Irlands soll für seinen Vater, einen Augenarzt, in der Apotheke am Lincoln Square, die nur einen Steinwurf von seinem Geburtshaus liegt, Rezepte abgeholt haben. Im Anschluß besuchten wir sein bekanntes Memorial in einem kleinen Park, dem Merrion Square. Hier lümmelt sich der Dichter in der Kleidung eines Dandies, dessen bekanntestes Werk „Das Bildnis des Dorian Gray“ zumindest jeder vom Namen her kennt, auf einem Felsen. Guido erzählte uns einiges aus dem Leben des Autors, der homosexuell war. Sein Zitat, „Ich kann allem widerstehen, nur nicht der Versuchung“, sagt viel über ihn aus. Noch mehr, dass es 100 Jahre nach seinem Tod erst eine solche Statue gab, denn das streng katholische Irland ist eher konservativ, wenn es um die sexuelle Ausrichtung geht. Deshalb war er auch zunächst mit der Dichterin Contance Lloyd verheiratet, mit der er zwei Söhne hat. Ihre Statue, als schwangere Frau dargestellt, befindet sich ebenfalls in dem Park, sowie eine von dem griechischen Gott des Dramas Dionysus. Bei dieser Reise standen mehr Land und Leute auf dem Programm als Kirchen, doch die St. Patricks Cathedral ist natürlich ein absolutes Muss. Wir hatten ausreichend Zeit und Guido erklärte uns viel über den Bau, der auf das Jahr 1220 zurückgeht. Der bei weitem bekannteste Dekan der Kathedrale war Jonathan Swift, der von der Kanzel aus gegen soziale Ungerechtigkeit predigte. Sein Buch „Gullivers Reisen“ wurde weltbekannt. Wir machten noch Fotos im Garten, wo die Vegetation allerdings natürlich noch nicht so weit war wie bei uns und probierten eine Spezialität Irlands – Irish Toffee. Nun hieß es Abschied nehmen von Dublin und der Weg führte uns nach Ballinasloe. Auf dem Weg erfuhren wir natürlich viel über die Sprache beispielsweise, denn auf allen Schildern steht auch alles auf gälisch. Unser Hotel, das Shearwater Hotel, war ein SPA- und Wellnesshotel, in dem wir auch eine Braut beklatschen konnten. Nun war es noch Zeit den schönen kleinen Hafen am Shannon zu besuchen und auch die Kirche war sehr interessant. Eine große Attraktion, auf die Guido immer wieder aufmerksam machte, war allerdings der Lidl genüber des Hotels. Er machte das so leidenschaftlich, dass dies ein running Gag wurde und wir danach auf jeden Lidl, oder die „Deutsche Botschaft Aldi“ hinwiesen. Zum Abendessen im schönen Speisesaal, gab es Lamm oder glasierten Schweinebraten. Die mashed Potatoes – also Kartoffelbrei – ist mit Sicherheit die beliebteste Beilage der britischen Inseln und verfolgte uns, aber das Essen war überall sehr gut und der Service hervorragend. Auch eine wunderschöne Bar hatte das Hotel, die wir gerne besuchten und unsere Kenntnisse über Ale und Whiskey vertieften.
Connemara – Irish Coffee und Galway
Nach einem wie immer reichhaltigen Frühstück ging es nun zu einem wunderschönen Tagesausflug nach Connemara. Hier konnten wir nun schon einmal die Bilderbuchlandschaft entlang der Westküste genießen. Nun mischten sich immer mehr Schafe unter die Kühe und Guido erzählte uns viel übe die Menschen, wie sie leben, wie die Mauern gebaut werden und warum hier viele Schafe gezüchtet werden. Die Landschaft, die wir genossen, war für die Menschen durchaus schwer zu bewirtschaften. So hatte Oliver Cromwell gesagt, Gott habe die Hölle und auch Connemara geschaffen. Guido hatte nun Zeit, uns über die Wirtschaft in den 26 Grafschaften zu erzählen, in denen 5 Millionen Menschen leben. Er wußte sehr viel über die ansässigen Firmen des Landes, wo viele Pharmariesen und Hightec-Giganten zu Hause sind. Er erzählte uns von den Lieblingsgerichten, wie Irish Stew und Fish & Chips, dass viele nur eine Nebenerwerbslandwirtschaft haben und noch mehr über Torf und Miesmuschelzucht. Einen Fotostopp gab es natürlich am Killary Fjord. Wir machten einen kleinen Zwischenstopp in Leenane, wo es neben den typischen farbigen Häusern auch wunderschöne Wollprodukte gab. Dann stand auch schon die Kylemore Abbey auf dem Programm. Hier handelt es sich um eine 400 Hektar große Oase im Herzen dieser sonst eher kargen Berglandschaft Connemaras. Schon seit 1920 beherbergt die Abtei eine Gemeinschaft von Benediktinerinnen. Der Orden, der 1665 in Belgien gegründet wurde, lebt, betet und arbeitet hier. Schon die wunderschöne an einem See gelegene Abbey war ein tolles Fotomotiv. Mit einem Shuttlebus ging es in den Klostergarten mit seinen Kräutern, Pflanzen und Blumen. Natürlich waren auch die Bäume in dem Park eine Pracht. Auch das Herrenhaus hatte mit den Räumlichkeiten von der Küche bis zum Spielzimmer viel zu bieten. In dem Shop gab es ausgesucht schönes Kunsthandwerk und viel, was die Benediktinerinnen selbst herstellen. Dann ging es aber auch schnell weiter zum Lough Corrib, wo schon ein Boot auf uns wartete. Auf einer 90-Minütigen Fahrt über den Fluß Corrib, konnten wir die Landschaft noch einmal vom Wasser aus genießen. Dazu gab es Irish Coffee, der sogar von einem preisgekrönten Meister seines Fachs kredenzt wurde. Wir lernten, wie der Whishey- es muss Duphin sein – erwärmt wird, mit braunem Zucker verrührt und dann mit halbgeschlagener Sahne veredelt wird. Die Scones, ein Gebäck das zu einem Aufenthalt sowohl in England als auch in Irland dazugehört waren fluffig und schmeckten mit Erdbeermarmelade zum 5 o’clock tea. Dazu gab es noch diesen tollen irischen Stepptanz, an dem man sich nicht sattsehen kann und den uns eine bildhübsche junge Dame präsentierte. Wir beobachten die Ruderer in ihren Achtern und Wasservögel. Dass es etwas regnete störte uns hier im Trockenen wenig. Nachdem uns die Corrib Princess wieder abgesetzt hatte, konnten wir uns noch etwas durch diese wuselige Studentenstadt Galway bummeln. Hier gibt es wundervolle Pubs, die typischen bunten Häuserfassaden und romantische Brücken überall und natürlich Straßenmusik. Bekannt ist in Galway der Claddagh-Ring, der aus dem irischen Fischerdorf Claddagh in der Nähe stammt. Er zeigt zwei Hände, die ein Herz mit einer Krone halten. Das Herz symbolisiert Liebe, die Hände Freundschaft und die Krone Treue. Wir hatten noch Zeit die Kathedrale zur Maria Himmelfahrt und Sankt Nikolaus zu besichtigen. Ein beeindruckendes Gebäude aus Kalkstein, der aus den Anghlinghan Steinbrüchen aus Ballinasloe kam. Man merkte an der Architektur, dass Galway traditionell enge Verbindung zu Spanien pflegte. Wunderschön sind in Galway auch die wunderschönen Brücken. Nach einem schönen Tag, an dem uns Connor wieder äußerst sicher gefahren hatte, ging es zurück ins Hotel. Das Essen kam ausgerechnet an diesem Tag reichlich spät. Aber es war mit Schweinekotelett oder Huhn mit Pfeffersauce wieder äußerst lecker. In der Bar gab es noch einen Absacker und schöne Gespräche.
Der Burren, ein Smokehouse, ein malerisches Dorf und Killarney
Nach dem Frühstück hieß es nun Koffer packen, denn an diesem Tag lernten wir eine ganz andere Landschaft kennen. Der Burren ist eine Karstlandschaft, die manchmal sogar als Mondlandschaft bezeichnet wird. Einen ersten Eindruck bekamen wir am Corkskrew Hill, einem Hügel mit einer Geländehöhe von 102 Meter. Wir waren nun in County Clare, die im Song Galway Girl so schön besungen wird. Durch die Verschiebung der Eisplatten entstand hier ein natürliches Amphietheater. „Kein Wasser zum Ertränken, kein Baum zum Hängen, keine Erde zu begraben“, werden wieder die Cromwellschen Heerführer zitiert. Der Boden ist aber auch sehr mineralisch und so gedeiht im Burren eine erstaunliche Vielfalt an mediterranen, arktischen und alpinen Pflanzen. Diese Ödnis war jedoch war jedoch für Kolonisation und Spekulanten nie interessant. In diesem Gebiet, das übersetzt „großer Stein“ heißt galt als reich, wer nicht verhungerte. Cromwell wies das Land deshalb dem andernorts vertriebenen katholischen Adel zu. Dabei war das Gebiet bis zur Steinzeit reich bewaldet bis die Farmer und Schiffbauer das Land kahlschlugen und die Erde der Erosion aussetzten. Guido erzählte uns viel aus der Geschichte Irlands und welche Clans hier herrschten. Dann wurde es kulinarisch, denn wir besichtigten das Burren Smokehouse. Hier wurde uns in einem Film erklärt, wie Lachs nach skandinavischem Vorbild geräuchert wird. Das historische Gebäude war sehr interessant und wir konnten sowohl Lachs für das Mittagessen oder auch für zu Hause kaufen, denn in einer Kühltasche übersteht er einige Tage. Dann nahte auch schon eine der Hauptattraktionen der Reise. Die 8 km langen Cliffs of Moher. Die Klippen ziehen sich von Hag’s Head bis Aillenasharragh, einer Landzunge vor Doolin. Ihren höchsten Punkt hat die Felswand mit 230 Metern am O’BriensTwer. Dieser wurde von im 19. Jahrhundert von einem exzentrischen Landlord für seine Gäste als Aussichtsturm gebaut. Die Atmosphäre lässt sich schwer beschreiben und dass es etwas wolkenverhangen war, passte gut. Nach einigen Touristenstürzen gibt es nun ein Geländer. Ein besonderes Erlebnis hatten wir durch das internationale Songfestival „Limerick sings“. Chöre, die sogar aus dem Ausland angereist waren, sangen gemeinsam „What a wonderful wold“ von Louis Armstrong. Zu sehen sind hier auch die Aran- Inseln Hier hatten wir viel Zeit die Felsen von allen Seiten zu fotografieren, etwas zu essen und im Felsendom das Museum zu besichtigen. Ein wunderschöner Stopp war natürlich auch das kleine Dorf Adare 12 km südwestlich von Limerick. Die Ansiedlung mit ca. 2.000 Einwohnern wird schließlich häufig als das schönste Dorf Irlands bezeichnet. Der Ort liegt am River Maigue und entlang der Hauptstraße konnten wir die typischen reetgedeckten Häuser mit den schönen Blumengärten fotografieren, wie man sie sich so vorstellt. Außerdem gibt es hier natürlich auch zwei alte Kirchen und die Earls von Kildare gründeten ab dem 13. Jahrhundert drei Klöster. Etwas müde kamen wir nach einem solch ereignisreichen Tag in unserem Hotel im wunderschönen Ort Killarney an. Dieses lag sehr weitläufig direkt an einem Golfplatz. Wer wollte, konnte sich noch bei einem Spaziergang in dem Park mit altem Baumbestand entspannen. Sogar eine Runde im Hallenbad wäre möglich gewesen. Dann wurden wir im Speisesaal mit tollem Blick mit einem wieder sehr guten Abendessen verwöhnt. Viele entschieden sich für das leckere Lachsfilet. Mit einem Drink an der Bar ließen wir den Tag noch einmal Revue passieren.
Der Ring of Kerry, Muckross-House und eine irische Show
Hier kam die Rolle einer Reiseleiterin auch einmal anders zum Tragen. Wenn sich ein Reisender nicht gut fühlt, dann bleibt sie im Hotel und die Gruppe kann trotzdem aufbrechen. Glücklicherweise waren wir zwei Nächte im gleichen Hotel und so war dies kein Problem. Auf dem Programm stand mit dem Ring of Kerry wieder eine herrliche Panorama-Tour. Hier gibt es diese Landschaften, wie man sie aus den Filmen kennt. Außerdem konnte man auf einer Schaffarm erleben, wie die Hütehunde arbeiten. Kein Wunder, dass Charly Chaplin sich das charmante und malerische Waterville als Lieblingsferienort ausgesucht hat. Jährlich findet dort ein Festival statt und es gibt den Charly Chaplin Walk an der Küste entlang. Der Killarney Nationalpark umfasst 100 Km2. Ein Highlight ist auch das Muckross House, ein 1843 errichtetes Herrenhaus, malerisch direkt am Muckross Lake mit seinem herrlichen Garten liegt. Von dort war es dann auch nur ein paar Kilometer zum Hotel.
Auch der Patient, der im Hotel zurückbleiben musste, hatte keine Langweile. Als es ihm etwas besser ging, war eine kleine Wanderung in das geschäftige Killarney möglich. Eine wunderschöne Stadt, die an den nördlichen Ausläufern der Macgillyduddy’s Reeks, Irlands höchstem Gebirgszug liegt. Was wir nicht mitbekamen ist, dass nach dem Überfall auf die Ukraine sehr viele Flüchtlinge in den touristischen Unterkünften rund um Killarney Unterschlupf fanden. So machten diese Ende 2022 fast 25 Prozent der Bevölkerung aus.
Das Abendessen gab es an diesem Abend nach einem Aperitif auf Einladung des Hotels etwas früher, denn Connor hatte sich bereit erklärt, uns nach seinem Feierabend gegen einen kleinen Obolus zu einer Show zu fahren. Hier hatten wir nun die Gelegenheit, die ganze Fülle der irischen Musik zu erleben. Alle Instrumente wurden von wahren Könnern ihres Faches und in teilweise atemberaubender Geschwindigkeit gespielt. Stepptanz vom Feinsten gab es von den „Feet-flying Champions“ also preisgekrönten Tänzerinnen und Tänzern. Nach dieser kurzweiligen Show, war dann auch dieser sehr lange und erlebnisreiche Tag zu Ende. Aber ein Guinness oder ein Whiskey als Absacker an der Bar passte immer noch und dazu gab es auch noch einmal Live-Musik im Hotel.
Whiskey – dem Wasser des Lebens – auf der Spur und Kilkenny
Nun hieß es nach dem Frühstück Abschied nehmen vom Castleross Park Resort, wo wir uns sehr wohl gefühlt hatten. Einen ersten Stopp an diesem Tag machten wir in dem kleinen Ort Macroom. Ein schöner Ort mit viel Geschichte und einem malerischen Castle, das noch wunderbar erhalten ist. Die Häuserfronten zeigten Irland noch einmal in allen Farben. Hier sollten wir uns vor allem eine ordentliche Grundlage wie mit Fish & Chips schaffen, den es ging direkt nach Midleton. Hier wurden wir in der Jameson Distillery ganz in die Geheimnisse des Whiskeys – dem Wasser des Lebens- eingeführt. Wir hatten einen deutschsprachigen jungen Guide, der sich die Sprache ganz im Selbststudium angeeignet hatte und uns sachkundig durch das Museum führte. Wir lernten alles über das mehrstufige Brennverfahren, konnten die riesigen Gerätschaften bewundern, erfuhren alles über die lange Tradition und welche Berufe es hier gibt. Zum Beispiel den des Fassners. Tief in den Katakomben zwischen Whiskey-Fässern konnten wir dann selbst testen wie gut der Jameson ist. Bei dem kleinen Tasting hatten wir einen American, einen Scotch und einen Jameson im Nosing-Glas und konnten selbst entscheiden, welcher am besten schmeckt und ob wir Kirsch- und Vanillenoten herausschmecken. Wir lernten, wie die intensiven Butterkaramell und Cremetoffee Aromen entstehen. Danach mixte und unser Guide im schönen Innenhof noch einen Whiskey-Cocktail – den leckeren Crested old Fashion- natürlich auf Wunsch auch ohne Alkohol. Einige fanden hier Raritäten, die man auch nur hier bekommt als Mitbringsel, sogar personifiziert. So gibt es nur hier den Jameson Black Barrel. Einen dreifach destillierten Blend aus Small Batch Grain-Whiskey und irischem Single Pot Whiskey, der durch das zweifache Ausbrennen des Fasses seinen markanten Geschmack erhält.
Ein paar Meilen hinter Midleton konnten wir dann einen Blick auf den Rock of Cashel werfen. Ein malerisch hoch oben aus dem Kalksteinfelsen gelegener irischer Königssitz, der schon allein mit seiner Silhouette beeindruckt. Weiter ging es durch die Landschaft und Guido ließ nicht locker, uns die irische Musik näher zu bringen. Obwohl er selbst nicht unbedingt mit einer wundervollen Gesangsstimme gesegnet ist, übten wir unter seiner Anweisung das Trinklied Irish Rover, das wir auch bei jeder Livemusik-Darbietung hörten und nun auch richtig mitklatschen können. Nun kamen wir auch schon im malerischen Kilkenny an, wo wir die vor letzte Nacht verbrachten. Hier besichtigten wir zunächst den wunderschönen historischen Stadtkern. Das Castle oft the Butlers, das auch als Kilkenny Caste bekannt ist, wurde 1391 als Normannenburg und Familiensitz der Ormonds errichtet. Sie bewohnten das Schloss bis 1935. Hier eröffnete sich auch eine weite Parkanlage. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Rothe Haus, ein Kaufmannshaus aus dem 16. Jahrhundert mit den Merkmalen der Tudorzeit. Nun konnten wir noch die engen Gassen am Butter Slip besuchen. Es gab noch viele sehenswerte Gebäude und natürlich einige Kirchen, wie die Marienkathedrale, die der Bischofssitz der römisch-katholischen Diözese Ossry ist. Ihr Grundstein wurde 1843 gelegt.
Wir hatten auch noch Zeit, uns selbst treiben zu lassen und dann ging es in das sehr zentral gelegene Hotel. Das Kilford Arms Hotel wirkte selbst ein bisschen wie eine Burg. Der Speisesaal hatte das Flair von King Arthur und den Rittern der Tafelrunde. Wie saßen an hohen Stühlen und konnten ein leckeres Abendessen genießen. An das Hotel angeschlossen war ein riesiger Pub, der genau so aussah, wie man sich einen irischen Pub so vorstellt. Mit vielen verspiegelten Werbeschildern, Bildern und natürlich unendlich vielen Hähnen aus denen Guinness, Ale und Cider floß.
Ein Besuch zum Tee im Herrenhaus, die Wicklow Mountains und Glendalough
Hier brachen wir nach dem Frühstück gleich zu einer Highlandtour auf. Empfangen wurden wir vom Besitzer des Huntington Castle, das noch heute von der Familie bewohnt wird. Doch noch bevor uns der Hausherr begrüßte, lernten wir die Pfauen kennen, die hier herumstolzierten und die Herren schlugen ein prächtiges Rad. Nun ging es zur Besichtigung des Schlosses und wir erfuhren viel über die Familie. Schon im Eingangsbereich entdeckten wir, was der Adel damals so alles erlegte – sogar ein Gürteltier war dabei. Es gab Ritterrüstungen und einen edlen Speisesaal mit Stuckdecke sowie einen Wintergarten. Interessant war eine Waschmaschine, die wir manuell betätigen durften. Wir erfuhren, dass es hier die erste Elektrizität gab und die Menschen einst kamen, um eine Glühbirne zu sehen. Faszinierend war es im Keller, wo die Ahnen des Schlossherren in einer Art Kuriositätenkabinett lagerten, was sie so in der ganzen Welt zusammengetragen hatten. Kitsch aus China war einmal sehr En vogue. Prächtig war der Garten, wo es sehr schön blühte. Danach konnten wir Scones, frisch und warm aus dem Ofen und vom Schlossherrn höchst persönlich serviert, genießen. Natürlich mit Tee. Kurz nach diesem hochherrschaftlichen Erlebnis, passierten wir eine Sehenswürdigkeit, die einen Aufschrei durch den ganzen Bus verursachte und Connor zu einer Vollbremsung veranlasste. Ein Klatschmohnfeld, wie wir es in dieser Pracht noch nie gesehen hatten und das natürlich abgelichtet wurde. Es ging nun langsam aber sicher zurück in Richtung Hauptstadt und Guido erzählte uns nun auch die jüngere Geschichte Irlands. Die IRA und der Bloody Sunday, der auch von der Gruppe U2 besungen wurde, gehören leider auch zur Vergangenheit Irlands. Doch nun ging es erst einmal noch durch die Wicklow Mountains und damit durch eine der atemberaubendsten Landschaften der grünen Insel. Obwohl wir gar nicht so weit von Dublin entfernt waren, mutete die Gebirgslandschaft wie aus einer anderen Welt an. Große Filme wie „Braveheart“ oder „Disenchanted“ wurden hier gedreht und wir konnten uns nicht sattsehen. Wir besuchten die Anlage Glendalough (Gleann Dá Loch), was so viel heiß wie „Tal der zwei Seen“. Gelegen in einem Tal in den Wicklow Mountains und nur noch 40 km von Dublin entfernt. Die Klostersiedlung am unteren See ist eine der berühmtesten der Insel.
Guido erzählte uns vom Heiligen Kevin, der sich im 6. Jahrhundert hierhin zurückzog. Ähnlich dem heiligen Franziskus soll er von Vögeln begleitet worden sein. Eigentlich wollte er im Einklang mit der Natur leben und zurückgezogen leben, aber aus seiner Eremitage wurde rasch ein belebtes Zentrum und eine Schule der Iroschottischen Kirche. Er soll erst im biblischen Alter von 120 Jahren 618 gestorben sein. Im 12. Jahrhundert sollen hier mehr als 3.000 Menschen gelebt haben und sieben Kirchen im Tal gestanden haben. Jedes Jahr am 7. Juni wird der St. Kevin’s Day gefeiert und Pilger aus allen Teilen Irlands kommen ins Tal.
Das auffälligste Monument der verstreuten Klosteranlagen ist der 33 Meter hohe Rundturm, der um 1066 während der Wikingerinvasionen errichtet wurde, um die religiösen Reliquien, Bücher und Kelche zu schützen. Die gedrungene Kapelle St. Kevin’s Church aus dem 11. Jahrhundert erhielt wegen des an einen Kamin erinnernden Turms auch die Bezeichnung St. Kevin’s Kitchen.Auch das St. Kevin’s Cross, kann besichtigt werden. Obwohl es ein typisches Hochkreuz ist, fehlen darauf die Ornamente und die bildliche Darstellung biblischer Geschichten. Es wird angenommen, dass dieses Hochkreuz bemalt war, die Bemalung jedoch im Lauf der Zeit wegerodierte.Wir schauten uns alles in Ruhe an und hatten dann noch Zeit an den Verkaufsständen, Mitbringsel zu kaufen. Irland wartete noch einmal mit einem schönen Sommertag auf und so gönnten sich auch einige ein schönen Sunday – ein Vanilleeis. Connor hatte für den Bus wieder ein schattiges Plätzchen gefunden und dann ging es auch schon zur letzten Etappe nach Dublin.
Auf dem Weg ins schon bekannte Academy Plaza Hotel überprüfte Guido gerne noch einmal, ob wir uns die wichtigsten Gebäude gemerkt hatten und er war zufrieden mit uns. Im Hotel angekommen konnten wir uns noch frisch für den Abend machen. An der Bar trafen wir uns dann zu einem Farewell-Cocktail, der für den Abschluß jeder Gruppenreise obligatorisch ist.Dann ging es zum gemütlichen Abendessen und diesmal war auch keine laute Gruppe in der Nähe. Nun machten wir uns natürlich noch ins Vergnügungsviertel auf, das wir zu Fuß angingen. Die Stadt war schon wunderschön beleuchtet und vor allem die Ha’penny Bridge, die mit 43 Metern den Liffey überspannt und dabei den Stadtteil und DAS Ausgehviertel Temple Bar mit dem Bachelor’s Walk verbindet war ein Hingucker. Wir ließen uns etwas treiben und konnten auch noch mit viel Überzeugungskunst im Hardrock Café T-Shirts erstehen. Das Kultcafé macht schon überraschend früh um 21 h zu. Die überschaubare Innenstadt von Dublin ist für die vielen Besucher eigentlich zu klein. Aber es ist auch eine Stadt, die nicht mondän oder elegant wie etwa Paris daherkommt oder gewaltig wie London, sondern voller Trubel und lebensfroh. Eine Stadt, deren besondere Flair man erlebt haben muss. In Erinnerung bleibt uns sicherlich die Herzlichkeit der Iren, die in ihrer Geschichte auch viel durch Hungersnöte geprägt wurden und auch heute nicht reich sind. Wir gingen zurück in unser Hotel und auch im Pub um die Ecke gab es wieder Live-Musik. Irish-Rover konnten wir ja nun perfekt mitsingen.
Beannachd leat! Auf Wiedersehen Irland
Ein letztes Mal ging es zum irischen Frühstück, für das sich alle viel Zeit ließen. Von Guido und Connor hatten wir uns schon am Vortag verabschiedet und Reiseleiter Udo brachte uns nun mit einem neuen Fahrer und Bus an den Flughafen. Wir wurden genau instruiert, wie wir den etwas komplizierten Weg zum Gate finden und da wir schon alle am Vortag eingecheckt wurden, ging alles problemlos. Auch wenn ein Glas Whiskeymarmelade leider zurückbleiben musste. Wir konnten noch einmal einkaufen, denn hier gab es in den Geschäften noch einmal alles, was das Herz begehrt. Im gemütliches Flughafen-Pub gab es ein letztes Slànte zum Guinnes im Harfenglas, das auch viele als Mitbringsel kauften. Das malzige Bier, das dunkel wie Öl ins Glas läuft, schmeckt aber in der würzigen Luft Irlands am besten oder eigentlich nur dort. Auch viele Kleeblätter waren im Gepäck, denn das Shamrock mit drei Blättern ist ebenfalls ein Wahrzeichen. Auch dieser Lufthansa-Flug hob mit nur etwas Verspätung ab und dann waren wir nach einer erlebnisreichen Reise mit einer tollen Gruppe auch wieder zu Hause.